Ehrlich gesagt fände ich es spannender einen echten Ansatz zur Bekämpfung von Depressionen eher zu diskutieren und erweitern, weil zb Sport/Bewegung hilft aber auch das richtige Essen etc. Da könnten dann auch mehrere was beitragen, was ich besser finde.
Ein kleiner Versuch meinerseits.
Ich habe 5 Jahre für die Aufarbeitung gebraucht und 5 weitere für die Stabilisierung nach einer mittelgradigen depressiven Episode.
Für mich persönlich haben mehrere Punkte zur Genesung beigetragen:
Der (einmalige!) stationäre Aufenthalt. Dieser war für mich eine Erlösung und der Umstand, dass ich mich selbst freiwillig in das Spital eingewiesen habe, zeigte, dass ich dem Ganzen wirklich auf den Grund gehen möchte und Eigenverantwortung übernehme.
Die Therapie. Man lernt dabei seine Verhaltensmuster kennen. Bewältigungsstrategien halfen früher in absoluten Ausnahmesituationen, sind aber sehr hinderlich, wenn sie in den Alltag übernommen werden.
Die begleitende Medikation. Zuerst kam ich mir vor wie ein Stück Fleisch in Watte gepackt, aber nach einer Umstellung nach ca. 1,5 Jahren hat sich glücklicherweise alles zum Guten geändert: 0 Nebenwirkungen und ich kann alles genießen, was ich genießen möchte.
Das Arbeitsprojekt. Wieder Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit gewinnen. Teil einer Gemeinschaft sein und etwas Konstruktives beitragen.
Die berufliche Neuorientierung. Es gibt eine Möglichkeit, dass andere Menschen von den eigenen Erfahrungen profitieren, während man selbst Sinnstiftung in seiner Tätigkeit erleben darf.
Die geistige und physische Distanzierung von Menschen, die mich in meinem Leben sehr unglücklich gemacht haben.
Auf der
persönlichen Ebene fallen mir diese Punkte ein:
Die Anerkennung
aller Emotionen, die ich empfinde - raus aus der Verdrängung, innere Widerstände und Abwehrreflexe erkennen und annehmen. Trauer/Verlust/Wut sind kollektive Gefühle, die jeder Mensch - in unterschiedlicher Intensität - in sich trägt.
Raus aus der Isolation. Die Verbindung zum "inneren Kind" herstellen, das ich einmal war und Bedürfnisse hat, wie jedes andere Kind auch. Mich mit anderen Menschen darüber austauschen, wie ich die Erkrankung erlebe und was mir helfen kann, mehr Lebensqualität zu erhalten.
Raus aus der Opferhaltung: Wenn ich mit einer Herausforderung konfrontiert bin, wie kann ich
meine Haltung dahingehend ändern, dass ich besser damit umgehen kann? Gleichzeitig: Ich bin kein Spielball von äußeren Umständen / anderen Personen und muss selbst am Steuer sitzen, wenn es um mein Leben geht. Niemand von außen kann mein Problem lösen - nur Krücken reichen. Laufen muss ich selber.
Wege finden, mit sich selbst in Kontakt zu kommen. Gedanken zu Papier bringen, Musik machen/hören, sich von der Schönheit der Natur inspirieren lassen und Kraft tanken. Verbundenheit spüren und wertschätzen. Dankbar sein für
alles.
Edit 1-5:
Selbstfürsorge/Selbstmitgefühl kultivieren - kannte ich früher nicht und hatte noch nie davon gehört.
Das Leben als Pendelbewegung betrachten - wann brauche ich Erholung, wann brauche ich Aktivität?
Grenzen erkennen und einhalten - mit den Kräften haushalten.
Sport - physische Abarbeitung von Aggressionen, macht mich auch mental stärker.
"Gut ist gut genug!" - dem eigenen Perfektionismus auf den Grund gehen.
Aussöhnung mit der eigenen Vergangenheit - Integration von schwierigen Momenten.
"Gib dir selbst die Chance, Dinge aus einer anderen Perspektive betrachten zu können."
Hilfe von außen zu holen ist ein Zeichen von Stärke!
(Soll jetzt nicht gefühlslos rüberkommen, versuche nur das für mich Wesentlichste unterzubringen.)