1951–2025
Chris Rea ist tot
Der britische Sänger Chris Rea („Driving Home For Christmas“) ist tot. Er starb Montagfrüh im Alter von 74 Jahren nach kurzer Krankheit in einer Klinik, wie ein Sprecher im Auftrag der Familie der Nachrichtenagentur PA sowie der BBC sagte. „Mit großer Trauer geben wir den Tod unseres geliebten Chris bekannt“, teilte die Familie des Sängers mit.
Online seit heute, 17.10 Uhr (Update: 17.34 Uhr)
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Reas „Driving Home For Christmas“ gilt als Weihnachtsklassiker. Dabei wollte der Sänger die Veröffentlichung des Songs einst entgegen dem Wunsch seiner Plattenfirma verhindern. „Ich brauchte zu dem Zeitpunkt wirklich kein Weihnachtslied“, so Rea. Der Song ist von einem schwierigen Jahr des Sängers inspiriert. Im Jahr 1978 war sein Plattenvertrag ausgelaufen. Die Firma weigerte sich, ihm ein Zugticket für die Fahrt von London zu seinem Wohnort zu bezahlen. Seine Frau holte ihn deshalb mit dem Auto ab.
Auf dem Heimweg fing es an zu schneien, die beiden gerieten in den Stau. „Ich schaute hinüber zu den anderen Fahrern, die alle so unglücklich aussahen.“ Er habe „scherzhaft angefangen, ‚We’re driving home for Christmas …‘ zu singen, und immer wenn die Straßenlaternen im Auto aufleuchteten, habe ich angefangen, den Text aufzuschreiben.“

IMAGO/United Archives/ Kpa Chris Rea im Jahr 1984
Durchbruch mit „Fool If You Think It’s Over“
Geboren worden war der Künstler am 4. März 1951 in Middlesbrough, er stammt aus einer italienisch-irischen Arbeiterfamilie. Erst mit knapp 20 Jahren begann er Gitarre zu spielen, obwohl er lange von einer Karriere als Filmmusiker geträumt hatte. Seinen Durchbruch feierte Rea 1978 in den USA mit der Single „Fool If You Think It’s Over“.
Sein erster Hit gefiel ihm nicht – Rea wollte sich ursprünglich lieber dem Bluesrock widmen. „Für das, was ich machen wollte, hatte ich bei der falschen Plattenfirma unterschrieben“, erzählte er einst dem Magazin „Classic Rock“.
Erfolg von USA bis Europa
In den 80er Jahren machte er sich mit Titeln wie „Josephine“ einen Namen in Österreich und Europa. Die Hits „Josephine“ und „Julia“ sind seinen gleichnamigen Töchtern gewidmet. In seiner Heimat Großbritannien erklomm er erst 1989 die Charts mit „The Road to Hell“, dann mit „Auberge“. Nahezu 30 Millionen Platten verkaufte der introvertierte Blues- und Rockstar insgesamt.
Mit seiner Ehefrau Joan war er ein Paar, seit die beiden Teenager waren. Der Familie wegen verzichtete er auch auf eine größere Karriere in den USA. Zwar war seine Musik dort erfolgreich, Rea weigerte sich aber in Amerika auf Tournee zu gehen, weil er nicht so lange von Frau und Kindern getrennt sein wollte.

IMAGO/United Archives/ Kpa Reas „Driving Home For Christmas“ gilt als Weihnachtsklassiker
Liebe zum Blues nach schwerer Erkrankung
Die Wende in seiner Karriere brachte eine schwere Erkrankung: Im Frühjahr 2000 wurde bei ihm Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt. In einer 16-stündigen Operation in Deutschland mussten die Drüse und Teile des Magens entfernt werden. Im Krankenhaus entschied er, endlich der Liebe zum Blues zu folgen, sollte er den Krebs überleben. „Wenn du kurz davor bist zu sterben, denn bewertest du neu, was dir wirklich wichtig ist“, sagte der Musiker im „Mirror“-Interview. „Und das hat nichts mit Ruhm und Geld zu tun.“
„Ich hab mich davon nie komplett erholt“, erzählte Rea vor einigen Jahren in der BBC-Sendung „Mortimer & Whitehouse: Gone Fishing“. Später wurde ihm noch eine Niere entnommen. Seine offizielle Abschiedstour gab Rea daher bereits 2006.

APA-Images/Action Press/Sipa/Edmond Sadaka Nach seinem Schlaganfall tourte Rea erneut
Schlaganfall im Jahr 2016
Seither konnte Rea nur mit Tabletten und täglichen Insulinspritzen überleben. Auf ausgedehnte Tourneen musste er für Jahre verzichten; stattdessen konzentrierte er sich aufs Malen und nahm Bluesmusik im eigenen Studio auf. „Blue Guitars“ (2005) resultierte in nicht weniger als elf CDs, dazu ein Buch mit eigenen Gemälden.
Im Dezember 2016 erlitt er einen Schlaganfall, von dem er sich nur langsam erholte. Groß war der Schock, als er ein Jahr später mit seinem neuen Album „Road Songs for Lovers“ tourte und in Oxford auf der Bühne zusammenbrach.