Gerade wenn du meine Kommentare kennst, sollte es dir möglich sein, meine Ansage zu verstehen.
Jill beschreibt explizit eine strafbare Handlung. Fragt nach Einschätzungen. Die müssen ihr nicht gefallen, sie zeigt sich als selbstbewußte Frau, die bereits mehrfach in der Vergangenheit betont hat, daß sie die Vergewaltigung als "geil" empfunden hat und ähnliche Szenarien sucht und auslebt.
Das ist einerseits eine Haltung, die ich aus eigenen Erfahrungen nachvollziehen kann, andererseits aber problematisch, wenn man versucht, diese Erlebnisse für sich klarzukriegen. Es geht nicht um Täter-Opfer-Umkehr (außer, man möchte sich auf Küchenpsychologie-Niveau unterhalten), sondern um Verantwortung: sich selbst gegenüber, auch anderen gegenüber.
Ich halte nicht viel davon, Opfer zu hätscheln und ihnen damit jegliche Eigenverantwortung abzunehmen. Jill ist eine starke Persönlichkeit, trotzdem verhält sie sich wie ein Opfer. Nicht auf den ersten Blick, aber in ihrer Haltung. "Nicht anders handeln können, als man es tut" ist Opferhaltung.
Fakt ist: sie hat nicht angezeigt. Fakt ist: damit hat sie den Täter geschützt, sich damit auch auf seine Seite gestellt. Fakt ist: wer vergewaltigt und damit durchkommt, wird es nicht bei dem einen Mal belassen.
Zum Heil-Werden gehört auch, nicht nur die Seiten zu sehen, die einem gefallen. Sondern ganz klar Position zu beziehen. Auch darin, was passiert, wenn man nicht konsequent eine Trennung zwischen Täter und Opfer vollzieht. Das ist in erster Linie eine Kopfsache, der Täter "sitzt" immer noch in ihrem Kopf, ist Protagonist ihrer eigenen Sexualität bis heute.
Ich kann's natürlich auch einfacher ausdrücken: viele Täter (in Sachen Mißbrauch, Vergewaltigung, Nötigungen usw.) waren selbst Opfer. Und reproduzieren die Taten in der einen oder anderen Form, indem sie entweder selbst zu Tätern werden, verharmlosen, schönreden. Ist beschissen, ist aber so.