.... Jill beschreibt explizit eine strafbare Handlung. Fragt nach Einschätzungen. Die müssen ihr nicht gefallen, sie zeigt sich als selbstbewußte Frau, die bereits mehrfach in der Vergangenheit betont hat, daß sie die Vergewaltigung als "geil" empfunden hat und ähnliche Szenarien sucht und auslebt. ...
Warum auch immer sie das so empfunden hat (oder nachträglich meint, es so empfunden zu haben). Genau dies könnte der Schlüssel und Zugang zum seelischen Geschehen sein.
Es sollte nicht übersehen werden, dass sie, nach eigener Darstellung, aus einer psychischen Position der Kränkung, Enttäuschung und Zurückweisung in die geschilderte Situation geraten ist. Denkbar, dass sie die Situation sogar als "Bestätigung" gedeutet hat.
....sondern um Verantwortung: sich selbst gegenüber, auch anderen gegenüber. ...
Der Weg, um solch eine Haltung aktiv einnehmen zu können, ist aber für nicht wenige ein weiter und oft auch steiniger. Insbesondere wenn der Start mit einer massiven Verletzung der Persönlichkeitssphäre verbunden ist.
... Ich halte nicht viel davon, Opfer zu hätscheln und ihnen damit jegliche Eigenverantwortung abzunehmen. Jill ist eine starke Persönlichkeit, trotzdem verhält sie sich wie ein Opfer. Nicht auf den ersten Blick, aber in ihrer Haltung. "Nicht anders handeln können, als man es tut" ist Opferhaltung. ...
Ja, DIR glaube ich das - ich habe viele Deiner Postings in lebhafter Erinnerung.
Ich bin nicht vom ärztlichen, psychologischen oder therapeutischen Fach (eigentlich nur ein einfacher Bürger, der selbst mehrfach therapeutische Erfahrungen machte) - aber mir ist so ein Begriff "Wiederholung der Opfersituation" dunkel in Erinnerung -> immer wieder begibt man sich (zwanghaft) die traumatisierende Situation....
In unterschiedlicher Stärke haben das nicht wenige von uns: immer wieder an "die Falschen" geraten, "immer wieder" den Kürzeren zu ziehen, die Arschkarte im Leben gezogen zu haben...
...Fakt ist: sie hat nicht angezeigt. Fakt ist: damit hat sie den Täter geschützt, sich damit auch auf seine Seite gestellt. ....
Vielleicht nicht "auf seine Seite" gestellt - aber sich selbst verraten. Mitwisserschaft und Mittäterschaft sind durchaus sensible und vorsichtig zu beurteilende Aspekte.
.... Zum Heil-Werden gehört auch, nicht nur die Seiten zu sehen, die einem gefallen. Sondern ganz klar Position zu beziehen. Auch darin, was passiert, wenn man nicht konsequent eine Trennung zwischen Täter und Opfer vollzieht. Das ist in erster Linie eine Kopfsache, der Täter "sitzt" immer noch in ihrem Kopf, ist Protagonist ihrer eigenen Sexualität bis heute. ...
Nicht nur in ihrem Kopf - wohl auch in ihrem Er-Leben. Mir stellt sich da die Frage, was "Heil-werden" bedeuten würde?! Woran wäre das zu erkennen (ich sag's auch gleich dazu: an Postings wie dem Eingangsposting meiner subjektiven Einschätzung nach nicht).
Es wäre auch noch anzumerken, dass der Täter (schockierenderweise) Zugang bis in ihre innerste Privatsphäre hatte - und durch sein Verhalten erkennen ließ, dass er sich der Niederträchtigkeit und Verwerflichkeit seiner Handlung durchaus bewusst war (ist?). Und dann ist da auch noch der eigene Vater indirekt in die Situation involviert.
... Ich kann's natürlich auch einfacher ausdrücken: viele Täter (in Sachen Mißbrauch, Vergewaltigung, Nötigungen usw.) waren selbst Opfer. Und reproduzieren die Taten in der einen oder anderen Form, indem sie entweder selbst zu Tätern werden, verharmlosen, schönreden. Ist beschissen, ist aber so.
Beschissen ist es nicht - ich meine, es wertneutral zu sehen, ist viel hilfreicher. Aber wenigstens wird in deinem posting klar(er) zwischen Missbrauch, Nötigung und Vergewaltigung unterschieden. Der Begriff "sexueller Missbrauch" wird durchaus kontroversiell diskutiert - und ist in der Darstellung hier eher nicht anzuwenden. Im geschilderten Fall geht es explizit um Vergewaltigung oder zumindest Nötigung.
@Mitglied #489758 hat, ich hoffe ich irre jetzt nicht, mehrfach geschrieben, dass "sie alles unter Kontrolle" hätte. Ein klares (und häufiges) Indiz, eine Art Glaubenssatz, für den Umgang mit einer tiefsitzenden Verletzung (erlebt in einer Situation völliger Machtlosigkeit). Das Fatale daran - diese Form des "self-empowerments" ist nicht nachhaltig. Und das schreibe ich als einer, der in jungen Jahren mehr als einmal solche Zusammenbrüche nahe stehender Menschen mit erlebte. Bis zum Schluss waren sie krampfhaft darum bemüht, die Kontrolle zu bewahren.
Ich habe nach dem Lesen des Eröffnungs-Postings länger gezögert, ob es "richtig" ist, darauf zu reagieren?!
@Mitglied #539268 , die ich sehr schätze, hat diese Schwelle herabgesetzt - und danke für Deine Gedanken und Worte.
Die Frage, die mich als erstes und spontan erfasste - wer will sich da möglicherweise andere, unbeteiligte Personen / Charaktere / Avatare zu Mitwissern machen? Vielleicht sogar, im übertragenen Sinn, zu Mittätern? Da frage ich mich schon, ob da nicht (unbewusst) instrumentalisiert wird.
Letztlich handelt es sich um eine schwere Verletzung einer persönlichen Integrität und der zuzuordnenden Rechtsnormen. Und nein, bei so schweren Delikten ist es keine persönliche Entscheidung, sie nicht oder doch anzuzeigen.... Die Threaderstellerin selbst eröffnet, das Mädchen und Opfer in ihren Schilderungen zu sein (und es ist wohl nur eine Person, die drei "Sichtweisen" erzählt - die anderen Protagonisten erscheinen nicht persönlich).
Da frage ich mich schon, was mein "Schweigen" nach außen (außerhalb des Forums) eigentlich bedeutet. Zustimmung? Mitwisserschaft?
Ist die "Geschichte" verjährt? Und wenn nicht ...... ?
Mir ist schon bewusst, dass dies ein schwieriges Thema ist - eine Herausforderung - und ob die Sachlage nicht die ethisch-moralischen Grenzen in einem Erotikforum überschreitet (es hat schon mehrmals schwierige Themen im EF gegeben - das weiß ich schon).
Und nein - es sind Gedanken, die als Fragen gedacht sind. Ich habe gegenwärtig keine Antworten bereit.