Kulturförderung der öffentlichen Hand ja/nein ?

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Begonnen hat's mit der Diskussion,
ob die Installation eines Swingerclubs in der Secession ein Projekt darstellt,
das Subventionen aus öffentlichen Gelder sollte -
oder eben nicht.

Um in der Rubrik "Swingerclubs" nicht in grundsätzliche Diskussionen
zum Thema "öffentliche Kulturförderung" zu verfallen,
sei hier Interessierten ein Nebenschauplatz eröffnet.

Daher hier noch einmal mein Statement,
das die dortige Diskussion in Gang gesetzt hat:

Inwieweit diese Installation künstlerischen Wert hat
kann ich nicht beurteilen, da ich sie noch nicht gesehen habe.

Die Förderungswürdigkeit ganz generell, ist eben so sinnvoll wie
sinnlos wie die gesamte Kulturförderung der öffentlichen Hand im Allgemeinen.
Die Frage, ob die öffentliche Hand fördern muss, was nur eine
Minderheit interessiert und "konsumiert" (bzw. "in Anspruch nimmt").
Die Staatsoper kommt trotz Auslastung über 90% und privaten
Sponsorbeiträgen auch nicht ohne Subventionen aus.
Und ich behaupte mal, die Mehrheit aller Österreicher und -rinnen
war auch noch nie da. Auch hier fördern alle Steuerzahler
den Kunstgenuss einer Minderheit der Staatsbürger.

Es darf berechtigt hinterfragt werden, ob nicht fiskalische
Anreize Kunst zu fördern die Beiträge Privater erhöhen könnten,
um dadurch die öffentliche Haushalte zu entlasten.
 
Kunst gehört gefördert, auf alle Fälle. Dass jetzt dem einen oder anderen Betrachter diverse Austellungen, Bilder, was auch immer, subjektiv betrachtet nicht gefallen, das kommt nun mal vor. Aber deshalb auf Kunstförderung zu verzichten wäre doch gar fahrlässig.

Wenn jetzt 10 Millionen Euro vom Steuerzahler genommen werden, um Kunst zu fördern, dann spielt es letztendlich ja keine Rolle für welche Projekte es genommen wird. Das Geld wird ja sowieso hergegeben. Da jetzt darüber zu streiten, was Kunst ist und was nicht, halte ich für nicht angebracht, da das wohl immer im Auge des Betrachters liegt. Wenn jetzt irgendwelche Blutschüttbilder mit Fäkalien verziert werden und das gefördert wird, dann soll das halt so sein. Für irgendwen wird es schon Kunst sein. Aber jetzt zu sagen, dass das Verschwendung von Steuergeldern wäre, ist ein Blödsinn. Würde es nicht für dieses eben angesprochene Projekt verwendet werden, dann erhält das Geld eben eine andere Veranstaltung, Ausstellung, was auch immer.
 
Begonnen hat's mit der Diskussion,
ob die Installation eines Swingerclubs in der Secession ein Projekt darstellt,
das Subventionen aus öffentlichen Gelder sollte -
oder eben nicht.

Um in der Rubrik "Swingerclubs" nicht in grundsätzliche Diskussionen
zum Thema "öffentliche Kulturförderung" zu verfallen,
sei hier Interessierten ein Nebenschauplatz eröffnet.

Daher hier noch einmal mein Statement,
das die dortige Diskussion in Gang gesetzt hat:

Wenn die Hausbesitzer dort Fahrrad und Motorradauspuffwerkstätte Branntweinschenke, oder durchschnittliches Clubbingdiskothek eventuell mit Gästelisteeintrag, gratis VIP Versorgung für Politiker und Journalisten einrichten, dann gebe auch Problem, Diskussion, Aufregung?
 
Um die Diskussion sinnvoll und konkret zu gestalten, sollten einmal folgende Infos auf den Tisch:

Was exakt ist gefördert worden?
Wieviel Euros wurden dafür aufgewendet?
Wer hat die erhalten?


Es kursieren da ja diverse Zahlen und Empfänger.

Wie ich schon sagte, geschickter Schachzug :mrgreen:

LG Bär
 
Um die Diskussion sinnvoll und konkret zu gestalten, sollten einmal folgende Infos auf den Tisch:

Was exakt ist gefördert worden?
Wieviel Euros wurden dafür aufgewendet?
Wer hat die erhalten?

Die Diskussion kann ohne die Beantwortung der Fragen durchaus sinnvoll geführt werden. Es ist meiner bescheidenen Meinung nach nämlich völlig unerheblich was gefördert wurde und wer warum wieviel an Geld erhalten hat.

Entweder ist man für die Förderung der Kunst, dann aber bitte ohne irgendeine Einschränkung für die Art der Kunst oder die Künstler, oder man ist es nicht, bringt auch die Diskussion über Summen und Art der Kunst auch nichts.

Ich bin für Ersteres :)
 
...oder man ist es nicht, bringt auch die Diskussion über Summen und Art der Kunst auch nichts.

aber irgendwer muss darüber entscheiden wer oder was in welcher höhe subventioniert wird.

und ich persönlich verwehre mich dagegen vorbehaltlos und unreflektiert ehrfürchtig scheppern zu müssen weil jemand anders etwas als kunst bezeichnet.
 
...Die Diskussion kann ohne die Beantwortung der Fragen durchaus sinnvoll geführt werden. ...


Da bin ich nicht Deiner Meinung.

Die Grundlage und Ausgangspunkt der Diskussion ist ein konkretes, reales Beispiel über das es uneinheitliche und irrführende Meldungen gibt, Was denn jetzt genau in Welcher Höhe gefördert wurde.

Eine Einschätzung der Förderungswürdigkeit (aus öffentlicher Hand) kann aber aus meiner Sicht nicht pauschal sondern immer nur Projektbezogen beantwortet werden. Aber auch hier gilt - der Einsatz der Mittel soll in einer vernünftigen Relation zum tatsächlichen Aufwand stehen.


Der zweite Absatz von Quantenspung ist eine Erläuterung, wie auch ein Hinterfragen der Sinnhaftigkeit einer aus Steuergeldern finanzierten Förderung im Interesse Weniger.

Eine zusätzliche Fragestellung im letzten Absatz:

Es darf berechtigt hinterfragt werden, ob nicht fiskalische
Anreize Kunst zu fördern die Beiträge Privater erhöhen könnten,
um dadurch die öffentliche Haushalte zu entlasten.
Diese kann, denke ich, auch ohne jetzt in eine Detaildiskussion gehen zu müssen, prinzipiell mit Ja beantwortet werden.



LG Bär
 
ja zur Förderung von Kunst
nein, wenn diese Förderung ideologisch und (wie halt in vielen Bereichen) durch persönliche Bekanntschaften von X mit X mit X geschieht

Klingt vielleicht utopisch, aber ich könnte mir schon eine Art virtuelles "Gremium" von Künstlern bzw. Experten vorstellen, die - so wie eine Akademie in Schweden oder andere Kreise - hier über einen gewissen "Topf" entscheiden und die Subventionen dementsprechend verteilen können

Wird in Ö nicht machbar sein, denn allein an der Zusammensetzung eines Gremiums würden wir scheitern, denn bei "Volkswahl" wären DJ Ötzi und Barbara Rosenkranz dort, bei Regierungsbesetzung wärs der ORF-Stiftungsrat, und die Künstler, die wirklich sowas unterstützen würden, wären für die Krone zu "links"

In Österreich wird Kunst nur gut befunden, wenn sie
- was Altes, Ehrwürdiges ist, Mozart oder so
- Kohle bringt ( egal ob gut oder schlecht )
- nichts in Frage stellt oder Ärgernis erzeugt

Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek gelten heute noch für eine unwissende Mehrheit, die nie ein Buch dieser Autoren gelesen haben, als "Nestbeschmutzer", Nitsch als Fäkalkünstler, und Klimt oder Schiele waren ja auch entartete Künstler.

Wir sind besser im Bücherverbrennen als im Wahrnehmen unserer Künstler
 
Ich frage mich WARUM man Kunst / Künstler fördern sollte?

Entweder ihre Werke sind ansprechend genug, dann verkaufens eh selber soviel, daß man davon leben kann. Oder es spricht niemanden an, dann frage ich mich WARUM man sowas auch noch fördern soll?
 
Dann dürften wissenschaftliche Forschungsprojekte auch nicht gefördert werden?
 
Ich frage mich WARUM man Kunst / Künstler fördern sollte?

Entweder ihre Werke sind ansprechend genug, dann verkaufens eh selber soviel, daß man davon leben kann. Oder es spricht niemanden an, dann frage ich mich WARUM man sowas auch noch fördern soll?

Gegenbeispiel: Sowohl Burgtheater als auch Staatsoper sind selbst bei 100% Kartenverkauf nicht kostendeckend zu führen. Wäre es Dir lieber, keine Förderung zuzulassen und diese Kulturstätten zu schließen?

Wenn nein, wo zieht man die Grenze für das, was "förderwürdig" ist und wer zieht diese Grenze? Tageszeitungen? Politiker? Veröffentlichte Meinung? ;)
 
Ich frage mich WARUM man Kunst / Künstler fördern sollte?
Entweder ihre Werke sind ansprechend genug, dann verkaufens eh selber soviel, daß man davon leben kann. Oder es spricht niemanden an, dann frage ich mich WARUM man sowas auch noch fördern soll?
Naja, darin liegt ja das Dilemma der geförderten Staatskünstler.
Wenn sie nicht von den befreundeten Genossen auf ihre Podeste gestellt würden, könnten sie von ihrer "Kunst" nämlich ned leben. So greift man ihnen halt ein wenig unter die Arme, stilisiert sie zu Künstlern, und macht sich selbst damit auch ein wenig elitär, weil man ja immerhin zu der intellektuellen Minderheit gehört, welche mit dieser Kunst etwas anzufangen weiß, wenn auch nur vorgeblich.

Sogar der Ziggy fällt darauf hinein, denn sonst würde er ja nicht von einer "unwisssenden Mehrheit" sprechen, welche den Werken einer Jelinek nichts abzugewinnen weiß. Daraus kann man ja schließen, dass es der wissenden Minderheit vorbehalten ist, sich an den Ausführungen der genannten zu ergötzen.
Worin genau die Kunst einer Jelinek oder auch eines Nitsch liegt, wird wohl die unwissende Mehrheit nie erfahren, ned zuletzt, weil es der wissenden Minderheit bis jetzt ned gelungen ist, diese intellekten und kulturellen Inhalte entsprechend transparent zu machen.


In Österreich wird Kunst nur gut befunden, wenn sie
- nichts in Frage stellt oder Ärgernis erzeugt
Das ist meines Erachtens ein durchaus angebrachtes Gegengewicht zu den zeitgeistigen Strömungen, welchen ja das Infragestellen bzw. das Erzeugen von Skandalen und Ärgernissen schon ausreicht, um etwas als Kunst zu bezeichnen. Das ist nach meiner Meinung aber etwas wenig von Kunst verlangt.

Kunst ist nach meiner persönlichen Einschätzung etwas, was einen Menschen in seiner Gesamtheit, mit allen seinen Sinnen, anzusprechen und zu erbauen vermag. Das mag eine Komposition, ein literarisches Werk, oder ein Werk der Malerei oder Bildhauerei sein, bis hin zu den modernsten Richtungen der elektronischen Kunst.

Die "Installation" eines Swingerclubs - wo auch immer - als Kunst zu verstehen, übersteigt meinen Horizont bei weitem.

Gott sei Dank, möcht' ich sagen. :cool:
 
....Worin genau die Kunst einer Jelinek oder auch eines Nitsch liegt, wird wohl die unwissende Mehrheit nie erfahren, ned zuletzt, weil es der wissenden Minderheit bis jetzt ned gelungen ist, diese intellekten und kulturellen Inhalte entsprechend transparent zu machen.

In erster Linie werden sie es nicht erfahren, weil sie sich weder die Bilder vom Nitsch anschauen, noch die Bücher von der Jelinek lesen....aber urteilen tun sie schon.
 
Kunst ist Kultur und ein Qualitätsmerkmal unserer Gesellschaft. Sowohl historische, gefällige als auch kritische, polarisierende und großteils unverstandene Kunst haben ihre Daseinsberechtigung und werten die Gesellschaft insgesamt auf, auch wenn diese Kunst oft nicht kostendeckend produzieren kann.

Kunstförderung ist daher meiner Ansicht nach eine der gesellschaftlichen Pflichten, ähnlich der allgemeinen Sozialabsicherung. Parallel zu dieser könnte man aber darüber nachdenken, ob der Förderbeitrag nicht von der Selbsterhaltungsfähigkeit abhängig gemacht werden darf und welche Gremien bzw. Kriterien über Förderungswürdigkeit entscheiden sollten. Die Akademie der Künste und andere universitäre Einrichtungen scheinen mir hierfür besser geeignet als die jeweils aktuellen politischen Repräsentanten oder Lobbisten, eventuell sind auch internationale Instanzen für die Beurteilung heranzuziehen - zB bei gesellschaftskritischer Kunst.

In dem Sinn könnte man die konkret angesprochene Veranstaltung in der Secession auf deren Selbsterhaltungsfähigkeit und Förderungswürdigkeit abklopfen (lassen). Eines abschließenden Urteils in diesem Fall enthalte ich mich aber, da ich micht nicht entscheidungskompetent sehe.
 
Einerseits, da für alles andere (z.B. Banken) auch genügend Geld da ist, wird's auf die paar Euro Kunstförderung auch nimma wirklich an'kommen.

Andererseits, wozu für etwas Geld ausgeben, was in Wahrheit eh fast niemanden interessiert? Wenn ich da an so manche z.B. Burgvorführungen denke, in denen sich eine Clique "Kunstinteressierter" selbstbeweihräuchert, während sogar renommierte Burgschauspieler es Haus verlassen, frag ich mich wozu soll da was gefördert werden? Sollen's sich halt Sponsoren suchen und vor der Vorstellung z.B. "Powered bei A1" am Vorhang schreiben ..:mrgreen:

Zum aktuellen Anlass, die Secession. Ich persönlich find's uninteressant durch selbige zu latschen, mir ne'n nachbauten SC anzuschauen bzw. in selbigen vor der gaffenden Menge zu poppen und deswegen ob der drin enhaltenen Kunst in Verzückung auszubrechen. Sei's aber jedem unbenommen selbiges zu tun und die darin enthaltene Kunst zu würdigen, ich bin ja G.s.D kein Massstab dafür. Andererseits g'fallen mir wiederum ihn Nitsch seine Büdl'n samt vorhergehenden Aktionen welche andere gruselig finden, ist halt so.

Im Gegenzug find ich's aber immer wieder erheiternd, wenn die Vergnügungen, Ansichten, Meinungen der breiten Masse als Bsp. dafür benutzt werden um sich über selbige zu stellen, indem man deren Verständnis von Kunst, deren Lese-, oder Wahlverhalten als böses, und tunlichst zu vermeidendes Verhalten zur Hand nimmt. Andererseits fordert man aber genau von diesen Menschen Toleranz wenn's darum geht, mittels derer Steuergelder das Kunstvergnügen einer Minderheit zu finanzieren. Aber anscheinend sind DJ.Ötzi Hörer und Kroneleser zwar akzeptabel wenn's einem es Safter'l in der noblen Lounge servieren und von selbiger dann nach Hause befördern, aber sonst streifen wir lieber an selbige ned an, denn die passen ja ned in so manche intellektuellen Kreise. Auch ne Auslegung von Toleranz ... :lol:

Zur Vergabe selbst ... würde man, wie angesprochen ein Künstlergremium damit beauftragen wär's nix anderes, als würde man Böcke zu Gärtnern machen. Die Freunderlwirtschaft gibt's überall, ned nur in der Politik oder beim ORF.

Generell, meine Meinung: Kunst hat in ihrer Gesamtheit die Welt bereichert und wird es weiterhin tun, auch wenn dazwischen irgendwelche kulturellen Blinggänger waren/sein werden, darum bin ich für's fördern. Und wenn dabei ein paar Euro's in Sand g'setzt werden, so wird's die Welt auch überleben.
 
Einerseits, da für alles andere (z.B. Banken) auch genügend Geld da ist, wird's auf die paar Euro Kunstförderung auch nimma wirklich an'kommen.

Mit dem Unterschied, dass die Banken lediglich Darlehen erhalten haben, an deren Zinsen der Staat prächtig verdient.

Kulturfördeung sind nicht rückzahlbare Subventionen, die sich in anderen Bereichen - nicht nur finanziell - rentieren.
 
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