Hi,
Bitte mir Tacitus nicht anempfehlen. Ich denke mal die Antike brauchen wir jetzt da nicht mit reinnehmen. Mir isses zumindest zuviel.
die Behauptung war, dass in germanischen/nordischen Kulturen die Frauen immer schon gevögelt haben, wen sie wollten. Und erst die christliche Religion hätte zur "Versklavung" der Frauen geführt. Die Erörterungen Tacitus Berichte hilft, diese Behauptung zu widerlegen, weil sie chronologisch vor der Christianisierung entstanden.
Wo waren die tollen Feministinnen als es die letzten 30 Jahre darum ging die Rechte von moslemischen Frauen in unseren Ländern zu sichern?
Diese Frage ist unzulässig, weil sie nicht das Argument sondern den Gegener angreift.
Mit dem Resultat, dass wir jetzt darüber debattieren müssen ob sechs jährige Mädchen in der Schule verhüllt sein dürfen oder nicht.
Wir reden von einem Kopftuch, nicht von Genitalverstümmelung.
Meine klare Meinung dazu: "Nein!" Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mädchen, das so früh angehalten wird sich zu verhüllen mit 16, 17 oder später frei entscheiden kann keine Verhüllung zu tragen.
Und?
Abgesehen davon, dass eine Verhüllung vor der Menses in Koran, Shia und Sunna nicht vorgesehen ist. Um nur EIN Beispiel rauszupicken...
Und damit siehst Du, dass es mit dem Islam nichts zu tun hat, sondern mit Traditionen. Auch bei uns war es so, dass Mädchen in den Teenagerjahren Kopftuch tragen sollten. Nimm Jackie Kennedy, die Queen, Maria Callas, .... eine anständige Frau hatte in der Öffentlichkeit Kopftuch zu tragen.
Weiters zu den historischen Verhältnissen in unseren Breiten. Das wird "neuen Feministinnen" nicht schmecken, doch Frauen waren nicht immer rechtlos.
Doch.
Die Frau war die Mutter der Kinder, der Vorstand im Haushalt und eine wichtige Person im Rahmen einer Familie. Wir reden von ganz anderen Familien als sie heute üblich sind. In der Familie gab es viel mehr Kinder, Dienstboten und Knechte/Mägde, und selbst in eher "bürgerlichen" oder handwerklichen Haushalten gab es "Kleinviehwirtschaft" (oft woanders, Hühner, Gänse, Schweine, Kaninchen, etc).
Sprichst Du vom Adel? Erst Maria Theresias Vater ermöglichte (17irgendwas) dass Frauen Thronfolger werden konnten. Erst ab ca. 1800 wurde in Österreich die leibeigenschaft abgeschafft, so brauchte man vom Leibherren eine Heiratsbewilligung.
Einfache Leute, auch Bürgertum, hatten idR. keine eigene Wohnung/Haus! Die meisten Bräute wohnten in dem Haus, in dem bestenfalls ihre Schwiegermutter der Haushaltsvorstand war.
Selbstverständlich hatten diese Frauen Selbstbestimmungsrechte, bei Geldwirtschaft und der gesamten Organisation von so einem Haushalt.
Tut mir leid, aber das ist nicht die Realität. Insbesondere auch unter den Bauern blieb die katholische Erbfolge problematisch, weil wegen der Unteilbarkeit des Grundbesitzes der älteste Sohn den Hof erbte.
Dass es den wirklich ARMEN Menschen schlecht ging und dass viel im Arghen lag ist wohl klar.
1800 bis 1900 waren das 80 bis 90% der Bevölkerung?
Doch im Handwerklichen, Bürgerlichen oder Bäuerlichen Bereich wurden Frauen nicht verkauft in Mitteleuropa.
Wie erwähnt, Mitgift/Brautpreis, aber auch Politik, schlussendlich bestimmte der Vater, wer geheiratet wurde. Mit Glück einer, den auch die Tochter wollte. Literatur von Victor Hugo oder Samuel Clemens geben Aufschluss über die Zustände der Zeit zwischen 1850 und 1900, auch Laura Ingalls Wilders Buch "Our little House in the Prairie" kann man sehr gut als Gesellschaftsstudie sehen,
Der Punkt ist, dass Frauen damals auf den Mann angewiesen waren. Das bedeutet, es gab sicherlich genügend Frauen, die - im Zuge der Aufklärung und des Humanismus - von ihrem Vater zu selbständigen Menschen erzogen wurden, und die sich auch aussuchen konnten, wen sie heiraten wollten. Aber sie waren da vom Vater abhängig.
Wie viele Männer ihren Frauen und Töchtern damals Freiheiten liessen, werden wir nicht ergründen können.
Gesetzlich verbriefte Rechte der Frauen, nicht verschachert werden zu können, sind im Großen und Ganzen erst nach dem 2. Weltkrieg bei uns zu finden.
An der Stelle verweise ich gerne auf Tewje, der Milchmann (Vorlage von Anatevka) aus der Zeit um 1900, im Kapitel 3 noch kann seine älteste Tochter den Vater überzeugen, den armen Schneider heiraten zu dürfen, obwohl die Eltern dem reiche Fleischer bereits die Tochter versprochen haben. Und wie der Vater dann die Mutter mit Tricks überredet, auch zuzustimmen. Auch die zweite Tochter heiratet arm, einen Revolutionär, und der Vater hilft ihr. Die dritte Tochter dann verstößt er. Die vierte Tochter findet einen reichen Mann, dessen Familie (konkret: der Onkel, weil der Vater tot ist) verbietet die Ehe, worauf sich Tewjes Tochter das Leben nimmt, die Jüngste Tochter dann geht eine Vernunftehe ein.
Klar konzentriert sich das auf Russland und Juden aber es gewährt eben Einblicke die allgemein gültig scheinen. Wenn Du vor 100 Jahren einen lieben Papa gehabt hast, eventuell einen lieben Mann gefunden hast, hast Du kaum anders gelebt als heute. Aber eben nur dann. Ohne lieben Papa und lieben Mann warst Du mehr oder minder eine Art Sklave.
Wobei es den Männern nicht viel besser erging.
LG Tom