Interviews mit Samira Bellil, der Autorin von
Durch die Hölle der Gewalt, und anderen:
CNN Interview:
CNN:
Samira Bellil ist die Enkelin Algerischer Immigranten und sie hat ein Buch geschrieben über das Überleben in der Hölle Pariser Ghettos.
Samira Bellil:
Ich wurde gruppenvergewaltigt durch 3 Leute, die ich kannte, und ich konnte nichts sagen, weil in meiner Kultur die Familie entehrt wird, wenn die Tochter die Jungfräulichkeit verliert. Also blieb ich still und die Vergewaltigungen gingen weiter.
Beim nächsten mal wurde ich aus einem Pendlerzug gezogen und niemand hat einen Finger gerührt.
Alle drehten ihren Kopf weg. Sie haben alle aus dem Fenster gesehen.
CNN:
Als Samiras Eltern entdeckten, daß sie vergewaltigt wurde, waren sie nicht mitfühlend: Sie warfen sie auf die Straße. Aber sie hat inzwischen herausgefunden, daß sie nicht die einzige Betroffene ist.
Bellil:
Da gab es diesen Prozeß in Lille, wo ein 13jähriges Mädchen von 80 Burschen vergewaltigt wurde. Ja. Manchmal sind es 80 oder 50 oder 10. Es ist absolut schrecklich.
In der Stadt Argenteuil war es schrecklich. Eine junge Frau wurde in der Schule vergewaltigt.
CNN:
Und niemand wußte davon? Kein Schüler? Kein Lehrer?
Bellil:
Natürlich wußte es jeder. Aber sie hatten solche Angst vor diesen jungen Männern, daß sie es vorzogen, ihre Augen zu verschließen. Das ist der Preis für den Frieden in den Ghettos.
CNN:
Als in diesem Fall die Urteile gesprochen wurden, wurde das Gericht zum Irrenhaus. 18 Teenager wurden schuldig erkannt, eine 15Jährige während 2 Monaten vergewaltigt zu haben. Aber was Frankreich wirklich schockierte war, wie die Mütter dieser Burschen reagierten.
Mutter eines Täters:
Das nennt ihr Justiz? 7 Jahre Gefängnis für ein bisschen Oralsex?
CNN:
Aboubacar war ein Verurteilter, nicht wegen Vergewaltigung eines Mädchens, sondern es gewußt zu haben und nichts unternommen zu haben, um das zu stoppen.
Warum haben Sie beschlossen, nicht zu intervenieren und ihr nicht zu helfen?
Verurteilter Aboubacar:
Wenn man in einer Nachbarschaft lebt, die so düster und hart ist, kann man sich nicht in die Angelegenheiten von anderen Leuten einmischen, außer wenn man sein Leben aufs Spiel setzen will.
CNN:
Sie hätten Sie töten können, wenn Sie versucht hätten, eine Vergewaltigung zu stoppen?
Aboubacar:
Ja, oder sie hätten meine Schwester vergewaltigen können.
CNN:
Jetzt verwendet er seine Rap Musik, um seine Message zu verbreiten, daß Gewalt falsch ist.
Aboubacar:
Wir waren Gangster. Wenn jemand ein Haus ausraubte, mußte ich der Gruppe folgen, andernfalls hätten sie gesagt, ich wäre kein Mann.
CNN:
Wie hat das Gesetz des Dschungels, wenn sie so wollen, diktiert, wie ein Frau behandelt wird oder wie ein Mann behandelt wird?
Aboubacar:
Männer sind stärker als Frauen. Männer werden mehr respektiert als Frauen. Wenn ich also nicht viele Brüder habe, kann meine Schwester attackiert werden. Aber wenn ich eine große Familie habe, werden die Leute ihre Blicke senken, wenn sie an meinen Schwestern vorbeigehen. Das ist Teil des Gesetzes.
CNN:
Diese unnatürlichen Zustände, es ist wie in einem fundamentalistischen Staat.
Nadir Doudane, Jugendbetreuer:
Ja, ein bisschen.
CNN:
Was Nadir wirklich ängstigt, ist daß islamische Fundamentalisten die Frustrationen der Leute ausnutzen.
Doudane:
Fundamentalisten sagen zu den jungen Leuten: "Wir werden euch helfen, einen Job zu bekommen. Wir werden euch helfen, stolz darauf zu sein, wer ihr seid." Deswegen ist das hier ein großer Erfolg.
CNN:
Also spalten sich die Gesellschaften irgendwie auf.
Doudane:
Ja.
CNN:
Viele der Moscheen hier sind erfüllt mit fundamentalistischen Gebeten.
Das ist, was ein einflußreicher
Imam einer französischen Moschee neulich darüber sagte, wie Männer ihre Frauen behandeln können:
Unidentifizierter Imam:
Wenn eine Frau ihren Mann betrügt, kann ihr Ehemann sie schlagen, solange er nicht ihre Nase, Augen oder Ohren trifft. Das ist Teil unserer Religion.
CNN:
Die französische Regierung hat ihn umgehend zurück in seine Heimat Algerien abgeschoben. Er ist heuer der fünfte moslemische Geistliche, der aus Frankreich hinausgeworfen wurde, weil er so eine intolerante Form des Islam gepredigt hat.
Laut der französischen Integrationskommission wurden 70 000 junge Frauen unter Druck gesetzt, eine arrangierte Heirat zu akzeptieren.
Zair Kedadouche, Integrationskommissar:
Wir Araber sind 10% der französischen Bevölkerung und wir haben keine Abgeordneten. Es gibt 37 000 Bürgermeister in Frankreich, wir haben keinen.
Es ist sehr seltsam.