Gewaltambulanzen in Österreich - Gewalterfahrungen/selbst oder Umfeld

Mitglied #247512

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Weder für Witzler, Lästerer und Schuldsucher!
Auch nicht für fiktive Gschichten, auch nicht wie irgendwer sich irgendetwas vorstellt!


Ein erschütterndes Thema, das doch immer wieder hier durchscheint in Diskussionen, ob es nun als Kind, als Mann, Transgender oder Frau widerfahren ist.
Vielleicht ist es o.k. es hier zu erzählen?
Es taucht in vielen Threads auf, dass Menschen Gewalt und/oder Missbrauch auch im Kindesaltere erfahren haben, sowie später im Erwachsenenleben. Männer sind da noch immer sehr schweigsam, fast etwas zurückhaltend.
Das hätte ich jetzt nicht angerissen ohne eine wirklich tolle Neuigkeit (A hinkt eh nach), aufmerksam machen zu können. Aber wir haben´s!!!


Ich setze kein @ davor, einige Frauen berichteten, die ich nicht nenne, einige Männer positionierten sich bzw. greifen auf Kindheit persönlich zurück.
Selbst war ich hauptsächlich durch eine Pflegetochter betroffen.
Seit Jahren tobe ich was die propagierte Gewaltprävention betrifft ohne die Basis zu schaffen, Täter beweissicher zu verurteilen und Opfer (m/w/d/Kind) zum zweiten Mal Gewalt anzutun. (z.B. gegnerischer Anwalt mit Herabwürdigung, Gerichtsurteil wegen Beweismangel)
ABER auch für Männer (20% des letzten halben Jahr waren Männer!!! - auch hier gerichtsmedizinisch gesicherte Beweise!!!)
Für Kinder gleichfalls - keine automatische Anzeige (m/w/d/Kind), aber je nach Schwere Zusammenarbeit mit Jugendamt - nicht gleich die Keule.
Es geht um jede Form in der einem Menschen Gewalt angetan wird.
Anrufen - es wird erklärt und geholfen - niederschwellig.

Da ich in etlichen Diskussionen, immer wieder erbost darauf hingewiesen habe, dass Ärzte nicht gerichtsmedizinisch mehr geschult werden und in Notfallambulanzen die letzten Jahre somit nicht in dem Ausmaß dokumentiert werden kann, oder bei der Polizei natürlich nicht untersucht werden kann und gleichfalls nicht aussagekräftig dokumentiert werden kann, sodass die Dokumentationen der Verletzungen bis jetzt lückenhaft, nicht vollständig und meist nicht gerichtsverwertbar waren.
(Auch die Aussagen so mancher Männer waren stark irritierend. Immer wieder breitflächig ein Anzweifeln von Opferberichten, so als wäre das die Regel.)

Aussage gegen Aussage = Freispruch
Nun gibt es komplikationslos, kostenfrei,
die Möglichkeit dokumentieren zu lassen, ob man es jetzt nutzt, später oder nie. (Kann in anderen Verfahren, auch folgenden hinzu gezogen werden)

Das habe ich außerordentlich oft beklagt und dann doch ein Highlight verpasst, auf das ich aufmerksam machen möchte.
Wien hat seit Anfang des Jahres eine klinisch forensische Gewaltambulanz. (Graz und Innsbruck auch)
Klinisch geschulte Ärzte helfen beim Notfall. In der klinischen Forensik, werden auch nicht zu versorgende Verletzungen aufgenommen, die durch Würgen entstanden, blaue Flecke an typischen Stellen erkannt, auch Verletzungen zugeordnet durch Muster (z.B. Differenzierung: wurde mit dem Messer gefuchtelt oder wurde direkt zugestoßen - Tiefe/Länge u.s.w.)

Kurz:
Man macht sich einen Termin aus. Die Untersuchung/Gespräch ca. 2 Stunden. Man kann auch nach der Notfallambulanz hin (Erfahrung: ca. 95 der Verletzungen, die typisch für Gewalt sind, werden in der Notfallambulanz nicht erkannt - es werden natürlich, die zu behandelnden Verletzungen behandelt - aber nicht weiter geschaut - die Zeit ist nicht da, die Ausbildung (Treppensturz oder eher....), auch nicht das Wissen über Dokumentation, kein Vorwurf)
Man kann hin, wenn man z.B. gewürgt wurde, blaue Flecke etc. - zeitnah - und keine Notfallambulanz benötigt, die typischen Anzeichen jedoch nachweisbar sind.

Ob Männer oder Frauen, aber auch besonders Kinder können zu Gewaltambulanzen gehen oder Elternteile mit Kindern dort vorstellig werden. (Gewalt an Schulen z.B.)
E-Card ist nicht notwendig (Leistung des Bundes) aber Feststellung der Person (wegen stichhaltiger nachweislicher verwertbarer Dokumentation, wenn benötigt). Ob angezeigt wird oder nicht entscheidet der Erwachsene, bei Kindern sieht das etwas anders aus. Die aussagekräftige Dokumentation liegt 10 Jahre auf, kann auch später zugezogen werden, wenn die Entscheidung zur Anzeige noch nicht gefestigt ist.

Auch wenn man munter wird, sich nicht auskennt, Ort und Kleidung nicht mehr korrekt ist - K.O. Tropfen - melden, es wird geraten den nächsten Urin mitzubringen um nachweisen zu können. (Besonders an Eltern von Jugendlichen)

Wichtig: Scheint nicht in ELGA auf.


Wien/Graz/Innsbruck

1. Ist es gut zu wissen.
2. Kann man anders unterstützen, wenn man das weiß
3. Bitte im Notfall auch nützen - ob Anzeige oder nicht, entscheidet die Frau/der Mann, bei Kindern kann das Jugendamt ins Boot geholt werden.
4. Ist es ein fundiertes Zeichen gegen Gewalt, sowie der oft empfundenen "Nutzlosigkeit" einer Anzeige.
5. Gehören Aggressoren (m/w/d) belegbar und rechtssicher verurteilt.

Wenn man mal rein hören mag, worum es geht und wie es abläuft mit der Leiterin in Wien Katharina Stolz:
nicht politisch, auch über gängige Podcast-Plattformen zu hören, wenn es interessiert bzw. wenn "weitersagen" möglich sein soll, im Rahmen von Unterstützung von Menschen im Umfeld:

Es sind zu wenig Möglichkeiten. Ja, das kann sein. Ich würde es begrüßen, wenn jedes Bundesland nach Erreichbarkeit zumindest eine derartige Anlaufstelle zur Dokumentation von Gewalt hätte.

o.t. Besonders, wenn es Kinder betrifft, die Gewalt erfahren, Mutter, Vater, Mitschülern, Sportskollegen (z.B. Fussball, Aufnahmerituale etc.), K.O.-Tropfen, die nicht notärztlich versorgt werden müssen, dokumentieren lassen! - Anzeigen kann man sich überlegen - die Dokumentation zeitnah.

Fragen:
Wie bewertet ihr das - lächerlich - nicht notwendig - längst fällig - seufz endlich höchste Zeit?
Kann man Gewalt besser vorbeugen oder bekämpfen, mit der Möglichkeit Beweise sichern zu lassen?
Ist es ein adäquates Mittel gegen Gewalt und/oder Quälereien, natürlich AggressorInnen und TäterInnen vorzugehen?
Persönlich denke ich, Prävention ist dann glaubwürdig, wenn Gewalttaten auch tatsächlich verurteilt werden können?
(Für das Opfer, so wie für den und für künftige Täter)
Kann das ein Schritt vorwärts sein, Opfern ein Instrument sich zu wehren in die Hand zu geben?
Kann es helfen Täter zu verurteilen und weitreichende Konsequenzen folgen zu lassen? (Scheidung, Abschiebung, erwiesener Wiederholungstäter etc.)?
 
Wie bewertet ihr das - lächerlich - nicht notwendig - längst fällig - seufz endlich höchste Zeit?

Höchst überfällig und m. E. viel zu wenig "beworben".

Kann man Gewalt besser vorbeugen oder bekämpfen, mit der Möglichkeit Beweise sichern zu lassen?

Ich denke nicht, dass damit Gewalt grundsätzlich verhindert werden kann. Man kann jedoch den Täter zumindest zur Verantwortung ziehen (bzw. hat man die Möglichkeit dazu) und das kann weitere Gewalttaten unter Umständen verhindern.

Kann es helfen Täter zu verurteilen und weitreichende Konsequenzen folgen zu lassen? (Scheidung, Abschiebung, erwiesener Wiederholungstäter etc.)?

Ja. Ohne verwertbare Beweise folgt naturgemäß ein Freispruch, welcher so manchen Täter wohl motiviert, weiterzumachen.
 
Ich denke nicht, dass damit Gewalt grundsätzlich verhindert werden kann.
Oder dass dem Opfer zumindest in Form eines Urteils Gerechtigkeit widerfährt.
Das ist ja nicht unbedingt immer so, sondern durch die Belastung des Verfahrens, dem Mut zur Anzeige, dann quasi so dasteht, als wäre eh nichts gewesen - "Wer weiß schon, sie wollte sich nur rächen und hat etwas erfunden", sonst wäre er ja nicht freigesprochen worden.
Tu vielleicht doppelt und mehrfach weh.

Da überlegt man sich, ob man anzeigt oder nicht.
Die Dunkelziffer, die nicht anzeigt wird kann vermutet werden. Bei häuslicher Gewalt unglaublich hoch geschätzt - wäre es nur die Hälfte, viel zu viel.
 
Kann es helfen Täter zu verurteilen und weitreichende Konsequenzen folgen zu lassen? (Scheidung, Abschiebung, erwiesener Wiederholungstäter etc.)?
Puh, da haste aber ein ordentliches Thema ausgepackt.
Eines vorweg: ich kenne selbst betroffene im Umfeld und das Thema wird meist leider runtergespielt, weil die Opfer sich auch nicht aus der Deckung trauen.
Sei es aus Scham, Schuldgefühl oder sonstwas.

Meiner Meinung nach hilft auf jeden Fall Aufmerksamkeit, davon so viel wie möglich.
Sowohl für die Betroffenen, als auch da draußen in der Öffentlichkeit.
Es sollte klargestellt werden: wer jemand wehrlosen Gewalt antut, Schaden billigend in Kauf nimmt - da wird es Folgen geben.
Ich weiß, die Androhung von Strafen jeder Art sind keine Prävention aber es sollte zumindest jedem ganz klar sein:
Es bleibt nicht ohne Folgen.

Sorry, das war jetzt sehr emotional, aber ich hab leider da auch Erfahrungen aus meinem Umfeld und zwar keine schönen.
 
Wie bewertet ihr das -
Alles, was betroffenen Gewaltopfern hilft ist ein Schritt in die richtige Richtung!
Kann man Gewalt besser vorbeugen oder bekämpfen, mit der Möglichkeit Beweise sichern zu lassen?
Gewalt kann man nicht verhindern! Weder durch diverse Einrichtungen, noch durch noch so drakonische Strafen...

Da es Gewaltopfern häufig generell viel Überwindung kostet, Verletzungen versorgen zu lassen (schon gar nicht dokumentieren zu lassen) und Gewalt überall im Land passiert (nicht nur in den Landeshauptstädten) werden solche Einrichtungen wohl leider nur einem sehr kleinen Anteil der Bevölkerung zur Verfügung stehen...
 
Gewalt kann man nicht verhindern! Weder durch diverse Einrichtungen, noch durch noch so drakonische Strafen...
Ein Missverständnis.
Es geht nicht um drakonische Strafen, sondern um gerichtsverwertbare Dokumentation. (Anlaufstelle gab es so nicht)
Ob man anzeigt oder nicht bleibt jedem selbst überlassen.
Wenn, auch Jahre später sind die Beweise so gesichert, dass nicht alleine Aussage gegen Aussage steht. ;)
Das ist neu.
(schon gar nicht dokumentieren zu lassen)
Die Möglichkeit gab es so nicht.
überall im Land passier
Danke, ja.
Mobil ist möglich und ausbaufähig, kommen bereits, aber noch nicht flächendeckend in Spitäler oder Notaufnahmen.
Gewalt kann man nicht verhindern!
Da bin ich sowas von bei Dir.
Verurteilte Gewalttäter, haben mit gesteigerten Konsequenzen bei Wiederholungstaten zu rechnen.
Das niederschwellige Befunden zu lassen ohne sofort anzeigen zu müssen, macht sicher auch etwas.
Gerade wenn es frisch ist (da kann man dokumentieren), ist der Mensch (m/w/d) eh schon angeschlagen - so kann er mit der Anzeige etwas zuwarten und hat dennoch den Befund in der Hand.

Puh, da haste aber ein ordentliches Thema ausgepackt.
Ich freu mich einfach so unglaublich, dass nach vielen Jahren endlich eine Möglichkeit geschaffen wurde, aussagekräftig zu dokumentieren.
Eine Ausweitung auf andere Bundesländer ist zu erhoffen.
(u.a. auch die zunehmende Gewalt an Schulen betreffend. Da wird gern weggeschaut, "musst dich halt wehren", "musst es aushalten" - da spielen sich durchaus Dinge ab, die extrem brutal und grausam sind. Selbst wenn die Täter nicht strafmündig sind, gehört das dokumentiert und erfasst.)

So bis 2000 rum, war es bei der Ausbildung zum Mediziner verpflichtend das Fach Gerichtsmedizin zu absolvieren.
Mit dem Wegfall ist eine Lücke entstanden, die nun erstmalig versucht wird zu schließen.
 
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