Du machst mich glücklich ...

L

Gast

(Gelöschter Account)
Du vervollständigst mich
Du macht mich besonders
Ohne dich bin ich nicht
Wegen dir möchte ich ein besserer Mensch sein
...

Wenn ich derartige Sprüche höre oder lese, empfinde ich tiefes Mitleid für jene, die davon überzeugt sind, dass das eigene Glück durch andere erst möglich gemacht wird. Damit übernehme ich keine Verantwortung für mein eigenes Glück, sondern schiebe diese an meinen Partner ab.

Kann ich in einer Beziehung so glücklich sein, als ob ich Keine hätte?
Was ist das Resultat, wenn ich meinen Partner alleinig für mein Glück verantwortlich mache?

Was wäre, wenn das Glück, wonach ich mich sehne, nicht im Partner finde, sondern bereits da ist? Oder ich es in Dingen und Tun finde, das mein Leben so bereichert, dass ein Partner nur ein weiterer Faktor zu meinem Leben ist und dass statt ein Du-bist-für-mein-Glück-verantwortlich ein Es-ist-schön-dass-du-Teil-meines-Lebens-bist wird.

Wie einfach würden Beziehungen sein, wenn wir Eigenverantwortung zeigen und diese nicht jenen umhängen, die unsere Leben kreuzen? Wie bereichernd, fruchtbar, erhellend, erotisch, sinnlich, lebendig wäre genau das, was sich dann zwischen den Partnern gestaltet, wenn man frei vom Gedanken ist, das Glück in anderen und nicht in sich selbst zu suchen?

Wenn ich glücklich für mich selbst bin, sind Eigenschaften wie Eifersucht und Besitzansprüche obsolet. Auch das krampfhafte Suchen nach einem/r PartnerIn wäre auch nicht gegeben. Wie entspannt würden wir mit unseren Ansprüchen und Erwartungen umgehen und Enttäuschungen wären deutlich geringer.
 
Wenn ich derartige Sprüche höre oder lese, empfinde ich tiefes Mitleid für jene, die davon überzeugt sind, dass das eigene Glück durch andere erst möglich gemacht wird. Damit übernehme ich keine Verantwortung für mein eigenes Glück, sondern schiebe diese an meinen Partner ab.
Ich habe höchstens Mitleid mit denen, die in solche lieb gemeinten Sprüche zwanghaft etwas, für sie, Negatives hinein interpretieren müssen.
 
Du sprichst ein großes Wort gelassen aus.

Aber leider ist es eben sooooo viel einfacher, die Verantwortung für sein eigenes Leben anderen Menschen um zu hängen und in die Schuhe zu schieben. Dann ist nämlich *die da* zuständig, und ich muss nicht nachdenken, was mir gut tut und was nicht, muss mir keine Gedanken über mich selbst machen, muss nicht wissen, wer ich eigentlich bin. Denn dafür gibts ja noch *die da drüben*. Die weiß das, die kennt mich, die macht mich glücklich! Und ausserdem hab ich dann auch jemanden, der schuld ist, wenn die Liebe einmal endet. Iiiiich? Eigener Anteil??? Wie bitte???? Ich hab doch gar ncihts gemacht, SIIEEEE da drüben ist schuld, sie ganz allein, weil sie IMMER ........ und weil sie NNIIIIEEEEE .... usw...

Wirkliches Glück findest Du nur in dir selbst. Dazu muss man ein wenig in sich hineinschauen, muss vielleicht auch mal dran arbeiten, seine Muster zu erkennen, seine Dämonen im Keller anschauen, und sie als Teil seiner selbst willkommen heißen. Das ist natürlich Arbeit, das ist unbequem, dazu müsste man hinschauen und das Bild des strahlenden Helden in glänzender Rüstung vielleicht ein wenig revidieren. Dann ist der Held aber vielleicht gar nicht mehr so strahlend und die Rüstung schon leicht rostig. Sieht nicht mehr ganz so gut aus, hm?

Aber so sind wir nun mal. Niemand ist perfekt. Jeder hat seine Licht und seine Schattenseiten, aber nicht jeder weiß das auch.

Glück ist nicht Perfektion. Glück ist das Leben mit allen seinen Aufs und Abs, mit seinen Sonnen und auch mit seinen Regentagen. Manchmal gehts uns besser, manchmal nicht. Aber jeder Mensch macht sich seine Gefühle selber, jeder ist für seine eigenen Gefühle verantwortlich. Jeder selbst. Nicht irgendjemand anderer.

Tashi delek!
 
Erkennst du den Unterschied?
Ja, sicher erkenne ich den Unterschied.
Aber mir gefallen solche Formulierungen, die schon von vorneherein darauf ausgelegt sind, den Interpretationsspielraum zu begrenzen in der zwischenmenschlichen Kommunikation nicht.
Wenn ich in einer, wie auch immer gearteten Beziehung schon vorsichtig sein muss, was ich sage, dann fühle ich mich da nicht wohl.
 
Ja, sicher erkenne ich den Unterschied.
Aber mir gefallen solche Formulierungen, die schon von vorneherein darauf ausgelegt sind, den Interpretationsspielraum zu begrenzen in der zwischenmenschlichen Kommunikation nicht.
Wenn ich in einer, wie auch immer gearteten Beziehung schon vorsichtig sein muss, was ich sage, dann fühle ich mich da nicht wohl.
Das geht auch nicht lange gut
 
Du vervollständigst mich
Du macht mich besonders
Ohne dich bin ich nicht
Wegen dir möchte ich ein besserer Mensch sein
...

Zeugt von Verlustängsten, mangelndem Selbstvertrauen und ist letztlich für den anderen eine verpflichtend wirkende Einengung. Oder anders gesagt, Erziehung durch Lob. Wie bei Kindern.

Prinzip: Ich habe dir was geschenkt ( Vorschuß-Lob ) - also schuldest du mir was.

Schlimmer kann man nicht krallen.
 
:up:

Vorallem so nett gemeinte Aussagenmuss man erst malso zerpflücken können :verwirrt:
Um das gehts nicht. Wenns einmal kommt, oder zweimal, dann kann das ja vielleicht noch nett gemeint sein. Aber wenn jemand das andauernd sagt (ich hatte mal so eine Partnerin, die mir jeden zweiten Tag versicherte, ich wäre der beste Ehemann von allen), dann bürdet man dem anderen damit ganz schon was auf. *Ich* hab mich damit dann schließlich nicht mehr wohl damit gefühlt, andauernd das gesagt zu bekommen. Und a la long ist das - für mich! - schon ein Hinweis auf ein zumindest nicht sehr ausgebildetes Selbstbewusstsein meiner Partnerin. Jetzt muss ich natürlich für mich entscheiden - will ich so jemanden an meiner Seite (der sich selbst andauernd klein macht) oder ist mir jemand auf Augenhöhe lieber?

Ich glaub halt, dass jeder Mensch auch aus sich selbst heraus
vollständig ist
besonders ist
"Jemand" ist
ein guter Mensch ist ...
... und nicht dazu eines anderen bedarf.
 
Drehen wir doch mal das Spiel um:

Ich werde dich bis an mein Lebensende glücklich machen!
DEIN Glück ist mir das Wichtigste.
Du bist der Mittelpunkt meines Lebens.
 
Ich sehe es ähnlich, aber trotzdem auch wieder anders als du. :)

Irgendwann sagte ich mal zu meinem Mann: "Ich bin nicht für dein Glück zuständig, du bist nicht für mein Glück zuständig!"

Trotzdem hat er mir über all die Jahre geholfen, glücklicher zu werden. Und ich denke, das ist umgekehrt genauso, er tut heute Dinge, die zu Beginn unserer Beziehung für ihn undenkbar waren und auf die er mit Recht stolz ist.

Obwohl wir beide einander von Grund auf respektieren, fordern wir einander auch, und das durchaus auch hart.

„Für dich wäre ich gern ein besserer Mensch“: doch, das denke ich manchmal. Heißt nichts anderes als: „Schade, daß ich dir nicht alles geben kann, was du brauchst“. Kein Mangel an Selbstbewusstsein, lediglich Erkenntnis, daß der geliebte Mensch niemals „Alles“ für einen sein kann.
 
Richtig, @Mitglied #539268 ... das gibt eine andere Qualität, weil da das bereichernde in der Beziehung zu beiderseitigem Glück führt. Ihr seid nicht für das Glück für einander verantwortlich, aber helft einander (beiseitig), dass Ihr Eure individuellen Ziele erreicht. Das ist auch Glück.

Und wenn ich erst für einen Menschen besser werden muss, damit er mich so nimmt, dann bin ich nicht die, der er haben sollte. Bzw, dann ist er nicht der Mann, der zu mir passt. Ja, es kann sich im Laufe einer Beziehung herausstellen, dass man sich selbst verändert hat und dass man nicht alles geben kann - und auch nicht sollte. Es ist ein Zeichen von Stärke, wenn man sich klar wird, dass nicht der Partner fürs Glück zuständig ist, sondern selbst und dass auch der Partner das fehlende Selbstglück nicht ausgleichen kann und sollte.

Perfekte Liebe gibts ohnehin nicht ... nicht mal im Film, denn wir sehen eh nur das Happy End, aber nicht die Beziehungsdramen und -herausforderungen danach.
 
Du vervollständigst mich.
Du machst mich zu etwas Besonderem.
Ohne dich bin ich nichts.
Um Deinet Willen möchte ich ein besserer Mensch sein.
Solche Sprüche werden doch oft, ohne sich dabei etwas Tiefsinniges zu denken, lechtfertig geschrieben. Deshalb wage ich nicht, sie philosophisch zu interfragen.
Ich finde einzig den Satz "Ohne dich bin ich nichts." fragwürdig.
 
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