Ich fand sie sogar sehr wichtig, um VdB aus der 10%-Ecke der Grünen rauszuholen. Die Grünen, insbesondere deren Jugendorganisationen, sind teilweise betont antipatriotisch; ich weiß aus früheren Äußerungen VdB's, dass er diese Haltung nicht teilt, daher ist die "Heimat"-Werbung MMN keine taktische Finte, sondern betont seine tatsächliche Einstellung dazu.
Eine taktische Finte wollte ich gar nicht unterstellen - mich hat es einfach ein wenig befremdet.
Ich respektiere Deine Sicht natürlich - nur Deine rhetorische Frage "haben
wir das wirklich noch nötig?", sowie Dein Statement, "die Menschheit" solle sich damit nicht beschäftigen, liest sich für mich wie eine Forderung nach einer Art Verbot von Patriotismus. Du hast Patriotismus nicht nötig, und Du beschäftigst Dich nicht damit, es wird Dich (hoffentlich) niemand zwingen. Ich sehe es halt anders, und fühle mich alles andere als peinlich dabei

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Oh Gott nein - ein Verbot von Patriotismus wäre absolut fehl am Platz. Ich habe vielleicht undeutlich formuliert, aber ich empfinde es als blamabel, wenn sich man auf einen Umstand stützt bzw. Stolz empfindet für etwas, auf das man weder Einfluss nehmen konnte, noch etwas geleistet hat.
Ich beschäftige mich sogar viel mit Patriotismus- sonst könnte ich ihn für mich ja nicht ablehnen...

Aber natürlich gebe ich hier eine persönliche Meinung ab - nur "kränkt" es mich einfach, dass sich Menschen auf diesen Umstand mehr kaprizieren und Stolz entwickeln, als auf ihre eigenen Leistungen.
Naja, in Deinem Statement stand: Hofer ... Feminismus ... im Haushalt helfen ... Schulbank drücken .... Bildungssystem - also habe ich automatisiert vermutet, Du wärst dem üblichen FPÖ-Dummerln-Klischee verfallen. Nach nochmaligem Durchlesen Deines Statements muss ich Abbitte leisten - das kann man tatsächlich nicht so herauslesen.
Nachdem dieser Vorwurf ja nicht gänzlich aus der Luft gegriffen ist und es tatsächlich täglich den Vorwurf der Dummheit an die FPÖ Wähler gibt, ist dir diese kleine fehlannahme nicht übel zunehmen.
Ich möchte nur noch anmerken, dass gerade die SPÖ traditionell kein Problem mit bildungsfernen Schichten hat, und eigentlich auch die ÖVP nicht (wenn es um den bäuerlichen Bereich geht). Ich behaupte auch, dass die "Bildungsfernen" traditionell ein wichtiger Bestandteil der Arbeitswelt und somit auch der Gesellschaft waren und MMN noch immer sind. Daher sollten sie MMN auch in der Politik vertreten sein. Ein so hirnrissiges Steuersystem, wie wir es in Österreich und Europa haben, kann bspw. nur der Feder von Akademikern entstammen - auch weil diese (bspw. als Steuerberater, Rechtsanwälte oder Manager) davon besonders profitieren.
Hey - jetzt wirds ja bald kitschig!
Sind daran aber nicht auch so manche Feministinnen Schuld, deren Leistungen für die Frauenwelt zwar unbestritten sind, die sich aber nicht weiterentwickelt haben? Schauen wir uns doch einmal Alice Schwarzer an, die Prostitution und Pornographie in Bausch und Bogen verbieten möchte oder Frauen, die BDSM lieben, eine geistige Krankheit attestiert (um drei forumsrelevante Themen aufzugreifen

)? Oder so manche ihrer Epigoninnen, die nach wie vor der Meinung sind, Frauen sollten sich eher "männlich" oder geschlechtsneutral kleiden; oder jene, die Frauen fast schon verurteilen, wenn sie wegen ihrer Kinder die Karriere zeitweise zurückstellen? Glücklicherweise gibt es ja neuere Strömungen des Feminismus, die auf den Erfolgen der Pionierinnen aufbauen, aber diese für mehr Freiheit und Selbstbestimmung nützen. Feminismus ist aus meiner Sicht keine Bevormundung von Frauen durch andere, sondern die Stärkung von deren Rechten, und die Öffnung bisher nur Männern vorbehaltener Wege. Das sei nicht nur Herrn Hofer, sondern auch diversen Feministinnen ins Stammbuch geschrieben, finde ich.
Frau Schwarzer hat sicher viel für den Bekanntheitsgrad der feministischen Arbeit getan und ich möchte ihr auch nicht absprechen, dass sie gute Ansätze hatte nur Extremismus ist in keiner Hinsicht ein Weg zum Erfolg - wieder - meine persönliche Meinung.
Feminismus sollte ebenso wie Patriotismus nicht mehr notwendig sein. Adelheid Popp, Rosa Mayreder, Marianne Hainisch - DIESE Frauen haben ihr Leben dem Kampf für Frauenrechte gewidmet.
Was Frau Schwarzer und einige ihrer Kolleginnen allerdings aus dem Feminismus machen, halte ich nicht nur für falsch, sondern auch für kontraproduktiv.
Das Wahlrecht für Frauen, das Recht auf Selbstbestimmung, finanzielle Unabhängigkeit- all das waren Meilensteine, die Frauen erkämpft und erstritten haben....
Das ist nur noch nicht allzu lange her...es ist ein noch sehr fragiles Konstrukt - zu fragil, als das wir uns leisten könnten auch nur einen Schritt zurückzumachen.
Eben deswegen empfinde ich Haltungen wie die von Herrn Khol und Herrn Hofer als untragbar, vor allem wenn man ein derart öffentliches Amt bekleiden möchte.
Was erwartest Du Dir eigentlich aus feministischer Perspektive von der Politik?
Es klingt vielleicht simpel und gar nach kleinen Brötchen- aber ein ganz wichtiger und ENDLICH umzusetzender Punkt wäre es das Gender Pay Gap zu schließen.
Da nun schon Jahrzehnte mit diesem Thema Schindluder getrieben wird, fände ich es endlich an der Zeit dagegenzuwirken.
Ich halte recht wenig von Frauenquoten in Führungsetagen und an der generellen Bevorzugung von Frauen, weil es meines Erachtens nicht das Grundproblem bekämpft - im Gegenteil- es muss ein Umdenken passieren und wo sollte man da besser ansetzen können, als in der Schule....

Langfristig gesehen gäbe es natürlich noch einiges, was zu verändern wäre- ich schreib dazu sicher noch etwas, nur brauche ich hierfür ein wenig mehr Zeit!
Da sind wir uns ja ausnahmsweise einig

. Ich würde den enthusiastischten VdB-Fans raten, dass, wenn sie ihrem Idol was Gutes tun wollen, sie sich ganz, ganz leise verhalten sollten. In einem ausgleichenden Feel-good-Wahlkampf sähe ich die besten Chancen für den "unabhängigen Grünen".
