Warum Zärtlichkeit und Küssen beim Sex mit Männern oft fehlen – Meine Antwort
Das ist eine spannende Frage, die tief in unseren Vorstellungen von Männlichkeit, Intimität und sexueller Identität verwurzelt ist. Ich persönlich finde, dass Küssen, Schmusen und Zärtlichkeit
unbedingt dazugehören, gerade wenn mir der Mann richtig gut gefällt – es ist für mich genauso integraler Bestandteil des Erlebens wie beim Sex mit einer Frau.
Wenn ich jedoch versuche zu verstehen, warum viele Bi-Männer (oder Männer, die gelegentlich Sex mit Männern haben) das Küssen vermeiden oder nicht mögen, obwohl es
nur um den Sex, keine Liebe geht, sehe ich folgende Hauptgründe:
1. Der Kuss als bewusster Distanzierungsmechanismus
Obwohl wir nur über Sex reden, trägt der Kuss eine enorme emotionale Bedeutung mit sich.
- Grenze zur Romantik: Für viele Männer, die einen "Hookup" oder reinen Sex suchen, dient das Weglassen des Kusses als eine Art unausgesprochene Regel: "Das ist körperlich, aber es ist keine emotionale Intimität." Der Kuss gilt als emotionaler Türöffner, und ihn zu vermeiden, ist ein Mittel, um sich selbst (und dem Partner) zu versichern, dass keine tieferen Gefühle entstehen sollen.
- Der Kuss für die Partnerin: Bei Bi-Männern, die in einer heterosexuellen Beziehung sind, wird der Zungenkuss oder das Schmusen oft als "heiliges" Ritual für die primäre Partnerin reserviert. Er dient dann als klare, physische Abgrenzung: "Mit Männern habe ich Sex, aber die wahre emotionale Intimität (der Kuss) gehört meiner Freundin/Frau."
2. Angst vor der „Schwul-Werdung“ und Identitätsverlust
Auch wenn keine Liebe im Spiel ist, bleibt die Angst vor dem sozialen Stigma.
- Der Kuss überschreitet eine Grenze: Sexuelle Handlungen werden von manchen Männern als rein funktional oder "experimentell" verbucht. Das Küssen und Schmusen hingegen fühlt sich unweigerlich persönlicher, weicher und näher an der romantischen Liebe an – der Domäne, die kulturell als „schwul“ markiert ist. Die Vermeidung des Kusses ist ein Schutzmechanismus, um sich nicht innerlich selbst oder nach außen hin der "schwulen" Identität zu nah zu fühlen.
- Unsicherheit über Männlichkeit: Zärtlichkeit, Schmusen und hingebungsvolles Küssen werden in vielen Männlichkeitsbildern als zu „weich“ oder „passiv“ angesehen. Im sexuellen Kontext wollen manche Männer "hart" und "dominant" sein (oder zumindest nicht zart) und meiden daher bewusst diese "weichen" Elemente.
3. Funktionalität und mangelnde Praxis
- Fokus auf das Ziel: Im Casual Sex liegt der Fokus oft sehr direkt auf den Genitalien und dem Orgasmus. Küssen und Zärtlichkeit werden dann als unnötige Verzögerung des eigentlichen sexuellen Ziels wahrgenommen.
- Unsicherheit beim Geschlecht: Da das Küssen unter Männern (im Gegensatz zum Küssen von Frauen) weniger normalisiert ist, sind manche Männer schlicht unsicher, ob sie "gut" darin sind, oder wie es sich anfühlt. Es ist einfacher, etwas ganz zu vermeiden, als sich darin verletzlich und unsicher zu zeigen.
Für mich persönlich macht gerade dieses
Zärtliche, das Schmusen und der liebevolle Kuss die Erfahrung so viel intensiver und schöner, wenn mir ein Mann richtig gut gefällt. Es ist der Ausdruck einer tiefen, ungefilterten Attraktion im Moment – und das ist etwas Wunderbares, das ich nicht missen möchte, auch wenn es nur um Sex geht.
Es gehört für mich einfach dazu!