Wenn ich mich an meine Jugend erinnere, galt der Ausdruck „schwul“ immer als beleidigend und nicht selten haben wir uns den gegenseitig im Streit an den Kopf geworfen.
Wir haben das in der Jugend dann meist noch durch Schimpfwörter ergänzt. "Du schwule Sau!" war geläufig. Also ganz klar abwertend.
Ich nehme an dass viele, wenn auch nicht alle, sich heute selbst so bezeichnen weil der Ausdruck einfach gängiger geworden ist. Wobei "politisch korrekt" ist er ja trotzdem nicht. Aber "ich bin homosexuell" geht halt schwer von der Zunge als "ich bin schwul". Und "Homosexuellen Bar" hört sich halt auch komisch an.
Außerdem wird man sowohl selbst erwachsen als auch die Gesellschaft erwachsener geworden ist. Wir sind heute viel toleranter und ob jemand schwul, hetero oder bi ist... für die Meisten ist das heute einfach kein Schimpfwort mehr sondern halt eine sexuelle Orientierung. Und die eher konservativen Leute für die das noch ein Schimpfwort wäre halten meist, zumindest in der Öffentlichkeit, den Mund darüber.
Für mich macht es einen wesentlichen Unterschied, ob eine Frau die nicht mit sexuellen Dienstleistungen ihr Geld verdient so bezeichnet wird (klar Absicht der Beleidigung) oder eben eine Frau aus dem Sexgewerbe.
"Hure" oder "herumhuren" auf der anderen Seite wird bis heute als Schimpfwort verwendet und wurde es auch geschichtlich meistens schon.
Deshalb bestehen Frauen im horizontalen Gewerbe wohl auch sehr oft, wenn auch nicht immer, darauf heute als
Sexworker betitelt zu werden. Was ganz klar ausdrückt dass es sich hier auch nur um eine andere Form der Arbeit... eben Sex-Arbeit... handelt.
Und wie mit den ganzen anderen woken, politisch korrekten Ausdrücken bin ich heute einfach ein Freund davon den Ausdruck zu verwenden den Betroffene verwendet sehen wollen. Weil es für mich in der Kommunikation keinen Unterschied macht ob ich von einem Eskimo oder einem Inuit schreibe. Man weiß bei beidem was gemeint ist und wenn ich den Betroffenen mit Inuit weniger auf die Füße trete dann mache ich das halt