Polyamorie

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Gast

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Ich beschäftige mich seit einer Weile mit dem Thema Polyamorie. Gibt's hier Leute die da Erfahrungen gesammelt haben? Gibt's hier jemanden der diese Beziehungsform lebt?
 
Ich halte "diese Beziehungsform" für ein schönes Ideal, das so, wie man sich das vielleicht erhofft, nicht lebbar ist.

Beschäftigt mit dem Thema: ja, mittels Bücher zum Thema, Besuche im ZEGG, die z.B. auch sehr interessante Vorträge zum Thema auf youtube veröffentlicht haben, Diskussionen mit anderen Leuten, die polyamor leben bzw. diesen Anspruch haben. Wirklich kennengelernt habe ich aber eher kleine bis Kleinst-Konstellationen von 3 Leuten, die längere Zeit einander verbunden und zugetan gelebt haben, sehr viel häufiger Menschen, die zwar zwei oder drei Menschen lieben, diese Liebe aber nicht im Verbund leben.

Scheint mir auch logisch. Ich liebe zeitweise auch mal einen zweiten Menschen, setze aber selbst hier schon Prioritäten. Die Beschäftigung mit der Thematik hat mich eher von meinem Empfinden etwas abgelenkt. Einfach weil Verlieben, das Wachsen von echter Zuneigung, wie bei der Partnersuche auch für mich nicht forcierbar ist - es passiert oder eben nicht.

Was beschäftigt dich in diesem Zusammenhang?
 
Ich beschäftige mich seit einer Weile mit dem Thema Polyamorie. Gibt's hier Leute die da Erfahrungen gesammelt haben? Gibt's hier jemanden der diese Beziehungsform lebt?

Selbst erlebt habe ich das auch noch nicht. Aber bei Netflix gibt es mit "You Me Her" eine Serie zu diesem Thema, die inzwischen vier Staffeln umfasst.
 
;) Lebbar ist es! Allerdings kann man sowas schwer im Vorraus planen und es müssen sich wenigst drei gleich perverse dazu finden! :lalala:


Ich weiß, im verlinkten ZEGG wird das teilweise ja auch so gelebt.

Wäre halt nicht meins, mir scheint oft, daß viele sich gaaaanz viel Liebe in Zuckerguß vorstellen. Aber auch die weniger komfortablen Seiten von Beziehungen potenzieren sich, je mehr Partner darin beteiligt sind. Bin ich einfach zu maulfaul dafür. :D
 
Für mich ist Polyamorie extrem herausfordernd, aber auch schönsten Beziehungsformen, die ich mir vorstellen kann. Schon allein logistisch muss man sehr gut planen und alle Beteiligten müssen! eifersuchtsfrei sein (ich bin es zB). Partner zu finden, die ebenso sind, sind derart rar gesät (Besitzanspruchsdenken, Eifersucht, nicht teilen können), dass die Polyamorie eher das Einhorn unter den Beziehungsformen ist. Liebe zu teilen, können die Wenigsten, daher ist diese Beziehungsform sicher ein utopisches Relikt aus den 1970er. In tiefer Beziehung und Liebe zu mehreren Menschen zu stehen (man muss ja nicht zwangsläufig miteinander wohnen), kann ein großes Geschenk sein, aber auch eine Bürde. Es bedeutet, selbst sich emotional so weit zu öffnen, dass man die unterschiedlichen Lieben der Partner empfangen und sie auf die Weise weitergibt, dass es genau den entsprechenden Partner trifft. Man konzentriert sich im Moment auf die eine Person voll und ganz (umgekehrt ja auch) und beim anderen Partner ebenso. Mir fällt sowas sehr leicht, weil ich so ticke. Aber so ticken nun mal die Wenigsten. Es verlangt auch emotionale Unabhängigkeit, aber dennoch eine emotionale Bindung zu der jeweiligen Person.

Ich habe ja "Schlampen mit Moral" gelesen und da wurde das Thema aus verschiedensten Blickwinkeln angegangen. Spannend, Interessant, aber auch sehr lehrreich, weil es mich in meiner Art zu lieben nur bestätigt hat und letztendlich mein Innerstes einen Namen.
 
Ich weiß, im verlinkten ZEGG wird das teilweise ja auch so gelebt.

Wäre halt nicht meins, mir scheint oft, daß viele sich gaaaanz viel Liebe in Zuckerguß vorstellen. Aber auch die weniger komfortablen Seiten von Beziehungen potenzieren sich, je mehr Partner darin beteiligt sind. Bin ich einfach zu maulfaul dafür. :D
ich hab da irgendwie nicht den notwendigen charakter zu, denke ich.
wenn ich mit meiner frau in einen konflikt gerate, dann hat dieser konflikt fast schon die absolute priorität (wir haben ne tochter ;) drum nur fast :D ). wie soll ich da, in der zwischenzeit, einer anderen person die gebührende aufmerksamkeit geben können?
 
Ich weiß nicht so recht. Ich habe früher gelegentlich auch mal in WGs gewohnt und fand es da schon schwierig, die ganz alltäglichen Dinge, die im Zusammenleben nun mal mit reinspielen, unter einen Hut zu bringen. Die Nachbar-WG war glaube ich nicht polyamourös ausgelegt, aber einige waren untereinander verbandelt. Die hatten (8 Personen) den Anspruch, alles gemeinsam zu gestalten, zu planen, liebevoll miteinander umzugehen usw.

Abends saß dann öfter der eine oder die andere von denen bei uns drüben und ließ Dampf ab :D

Eifersuchtsfrei ist von all denen, mit denen ich je über das Thema geredet habe, niemand gewesen. Sie hatten nur nicht den Anspruch, daß sie eifersuchtsfrei sein müßten, sie redeten und akzeptierten solche Gefühle beim anderen. Fand ich schön.
 
Ich weiß nicht so recht.
betrachte es mal aus der "empfangenden" perspektive ...

ich habe deine gefühle irgendwie verletzt.
es bedrückt dich, du brauchst jetzt meine aufmerksamkeit, damit wir da wieder harmonieren können, derzeit ist es einfach "schmerzhaft".
ich würd ja gerne, aber letztens hat mich die andere frau gefragt, ob ich mit ihr ein WE skifahren gehe, und das erfodert gerade meine ganze aufmerksamkeit, weil's relativ spontan und kurzfristig war.

was erwartest du dir da von mir, und falls du dafür kompromisse eingehen willst, wie denkst du über die kompromisse?

ich wüsste einfach ned, wie ich da die prioritäten "fair" verteilen kann...
 
@Mitglied #266594 "Fair" geht ja selten was zu, auch in Beziehungen nicht. Ich denke, es hat sehr viel mit der eigenen, grundsätzlichen Lebenseinstellung zu tun. Ein vergleichbares Beispiel vielleicht, an das ich bei deinem Beitrag denken muß. Mein langjähriger, engster Freund - ich würde sagen, sein "Stellenwert" für mich war nicht geringer als der eines Liebespartners, nur daß wir keinen Sex miteinander teilten. Wir waren über 20 Jahre wirklich sehr, sehr nahe, auch über eine sehr große Distanz hinweg (er lebt in Spanien). Als es mir nicht gut ging, machten wir aus, daß ich ihn besuchen komme, um erstmal wieder zur Ruhe kommen zu können. Er versprach mir, für mich da zu sein, so gut er konnte. Von den fünf vereinbarten Tage habe ich ihn 2 Stunden gesehen, am Abreisetag "mußte" er einem Kollegen beim Umzug helfen.

Die Freundschaft habe ich da noch nicht beendet, aber gelitten wie ein Hund, weil seine Prioritätensetzung nicht zu dem paßte, was uns (dachte ich zumindest) miteinander verband. Wie auch immer, letztendlich habe ich diese Freundschaft aus einem anderen Anlaß dann tatsächlich beendet.

Das andere ist auch meine eigene Einstellung: ich kann sehr fordernd sein, ganz besonders in Sachen Eigenständigkeit. Wenn jemand, der mir nahe steht, wirklich in einer emotionalen Notlage ist, versuche ich da zu sein, so gut ich kann, notfalls auch Vergnügungen anderweitig canceln. Wie man das auch in guten Freundschaften tun würde. Aber ich versuche auch so gut es geht Grenzen zu setzen (gelingt mir nicht immer). Sage durchaus auch: "Ich lieb dich, aber ich will nicht ständig von dir zugetextet werden!" Jemand, der ständig Aufmerksamkeit und Liebesbestätigungen einfordert - und sei es nur durch ständige Messenger-Nachrichten oder ähnliches - hätte keine Freude an mir. Ist schwierig zu erklären, ich bin eigentlich ein ziemlich "loslassender" Typ inkl. auch dem Risiko, irgendwann jemanden gehen lassen zu müssen, wenn er oder sie meint, das zu müssen. Ist schwer manchmal, aber meine Vorstellung von Liebe ist nun mal nicht besonders einengend. Sehr intensiv in einzelnen Momenten, das schon, auch fordernd, aber nicht einengend. Ich denk mal, daß das auch in Zweierbeziehungen solche Dinge sind, die darüber entscheiden, ob man längerfristig "miteinander" kann oder nicht, denn auch da kann ja jederzeit vorkommen, daß Eltern, Freunde oder wer auch immer dringend Hilfe braucht, auch wenn der Partner sich auf einen kuschligen Abend in Zweisamkeit gefreut hat, oder nicht?
 
denn auch da kann ja jederzeit vorkommen, daß Eltern, Freunde oder wer auch immer dringend Hilfe braucht, auch wenn der Partner sich auf einen kuschligen Abend in Zweisamkeit gefreut hat, oder nicht?
klar, aber du denkst an ein gefordertes bedürfnis (also eines, welches die gegenseite einfordert).
ich ging da jetzt ganz von mir selbst aus ... wie entscheide ich, wo ich meine aufmerksamkeit anwende, wenn beides eigentlich nur "optional" ist?
ich rede davon, anhand welcher anhaltspunkte ich da meine prioritäten setzen kann. diese sind für mich in einer beziehung selten wirklich nur "me myself and i" gedanken. klar, meinen eigenen prinzipien und wünschen treu bleiben, ist das eine. aber ein mensch, den ich liebe, nimmt in mir einen weitaus grösseren stellenwert an, als einfach nur "was sie will". durch die tatsache, dass ich den menschen liebe, übernehme ich empathisch logischerweise einige ihrer bedürfnisse als tatsachen, deren erfüllung durchaus zu meinem eigenen bedürfnis wird (also zB das bedürfnis, diesen geliebten menschen nicht enttäuschen zu wollen).

in dem sinne ... ich kann mir einfach keine polyamore konstellation vorstellen, in der nicht durchaus für mich ein "ranking" bestehen würde, wer wie wann zuerst kommt, im falle das alle zugleich aufmerksamkeit erfordern ... und das kann ich mir emotional einfach nicht "fair" vorstellen (und damit ist keine globale fairness gemeint, die wie du richtig anmerkst, eh nicht erreichbar ist ... sondern eine basis-fairness, die für mich mit den worten "ich liebe dich" einfach hand in hand geht).
 
Ich verstehe, worauf du hinaus willst. Und stimmt, es ist nicht immer einfach (ist bei uns aktuell ein "großes Thema"). Sich entscheiden "müssen" oder auch nur zu glauben, es zu müssen, kann ganz schön einengend sein, einfacher lebt sich's mit weniger Optionen.

Im Gegensatz zu meinem Mann bin ich sehr bestrebt, Dinge zunehmend zu vereinfachen, gerade auch solche im zwischenmenschlichen Bereich. Mir tut's gut, ihm auch (zumindest verstehe ich ihn so, obwohl meine schärferen Grenzziehungen ihn ziemlich hart an seine eigenen Grenzen führen). Basis-Fairness heißt für mich: ich sorge mich mittlerweile stärker darum, wie es mir geht - weg von "ihm". Weil einfach klar ist, daß es meinen Lieben nur dann gut gehen kann, wenn ich mich erstmal um mein eigenes Wohlergehen kümmere. Wenn dann von außen "Anforderungen" an mich kommen, kann ich mich anders, ruhiger, weniger "selbstlos" diesen widmen.

Achje. Ist vielleicht wirklich auch Sache der eigenen Entwicklung, früher oder später streifen ja viele an den gleichen "Lebenseckpunkten" vorbei, nur die Richtung, aus der man sich ihnen annähert, sind oft direkt entgegengesetzt.
 
Ich beschäftige mich seit einer Weile mit dem Thema Polyamorie. Gibt's hier Leute die da Erfahrungen gesammelt haben? Gibt's hier jemanden der diese Beziehungsform lebt?

Kommt wohl darauf an, was man unter "Amorie" versteht. Wenn es nicht mehr als eine emotional empfundene Sympathie ist, dürfte wohl auch das "-poly" weniger Probleme bereiten als gleichzeitige Liebe zu zwei oder mehr Menschen mit der Intensität, wie man sie gewöhnlich nur für einen Menschen aufbringen kann.
 
Meine Traumgesellchaft lebt den Geschlechtstrieb polyamurös aus, zeugt und erzieht aber allfällige Kinder in einer festen Zweierbeziehung, der man verpflichtet ist. Leider ist das in unserer heutigen Welt noch nicht möglich.
 
Meine Traumgesellchaft lebt den Geschlechtstrieb polyamurös aus, zeugt und erzieht aber allfällige Kinder in einer festen Zweierbeziehung, der man verpflichtet ist. Leider ist das in unserer heutigen Welt noch nicht möglich.
Genauso leben doch die meisten von uns. Man nennt es halt Seitensprung, Affäre, etc.
 
Also ich persönlich habe vor etwa 1,5 Jahren poly für mich entdeckt, und würde es als schön wie herausfordernd beschreiben.

Dafür ist meiner Meinung nach vorallem die Sicht auf das ganze entscheidend.

Ich war früher spannenderweise sehr eifersüchtig und hatte verlassensängste was mich meine Beziehungen am Ende gekostet hat. Als ich dann eine unerwartete offene Beziehung aufgrund starker Gefühle eingegangen bin merkte ich zu meiner Überraschung das erste mal dass ich damit besser umgehen konnte als mit monogam.

Nach einem nachfolgenden monogamen versuch hatte ich dann zufällig den Begriff poly in einem Tinder Profil gelesen, mich darüber schlau gemacht und schon bald war ich auf einem Event bei dem sich poly lebende Menschen treffen.

Ich habe Fragen gestellt, mit super netten Leuten geredet und ich war fasziniert.

Poly bedeutet für mich (und auch andere) nicht die komplette Abwesenheit von Eifersucht, es bedeutet das aktive Auseinandersetzen mit der eigenen Unsicherheit. Es ist eine tolle Möglichkeit sich selbst besser kennenzulernen, sich weiter zu entwickeln.

Ehrliche und offene Kommunikation ist dabei unverzichtbar, meine Erfahrung bzw. Sichtweise von Liebe und Partnerschaft (zuvor einengen und besitzergreifend) hat sich seitdem dahingehend verändert, dass ich mich ehrlich für meine Partnerinnen freuen konnte, wenn es ihnen gut geht (zb wenn sie jemanden mögen)

Zudem empfinde ich es als etwas sehr intimes, mit dem Partner über andere Menschen die man mag offen sprechen zu können anstatt hinter dem Rücken das Auge auf jemanden geworfenzu haben. Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch, doch hatte ich in der Vergangenheit dann doch manches nicht sagen können, weil ich keine Gefühle verletzen wollte. (Ich rede jetzt nicht von betrügen (und ja, ich bin nicht ganz unschuldig was das angeht) sondern von "wow, diese Frau auf der Party war unglaublich sympathisch und hübsch" ich weiß nicht wie es anderen geht, aber ich weiß dass meine mono Partnerinnen davon verletzt gewesen wären (bzw waren, da ich das aussprechen auch probiert habe)

Oh man, das ist jetzt viel länger geworden als gedacht 😄 tut leid

Falls es wen gibt, der gern mehr darüber erfahren möchte, ich teile gerne meine Erfahrungen. :)
 
weil seine Prioritätensetzung nicht zu dem paßte, was uns (dachte ich zumindest) miteinander verband.
Kann trotz starker Gefühle vorkommen! Die Schwierigkeit besteht darin, dass solche "finalen" Prioritäten kaum von Anfang an erkennbar sind.
in der nicht durchaus für mich ein "ranking" bestehen würde,
das vermutlich sehr häufig im Wunsch nach einer monogamen Beziehung gipfelt. Dann kommen die o.a. Prioritäten ins Spiel. Trotz aller Liebe und Leidenschaft wollte keine der Partnerinnen etwas Dauerhaftes. Und plötzlich hast du das Gefühl, keine Zukunft zu haben und nirgends wirklich hin zu gehören. Das Ranking hat gewonnen - und zwei oder mehrere potenzielle Partnerinnen aus deinem Leben geschmissen. Ist anfänglich enttäuschend, aber zurückblickend optimal gewesen!
 
Ich bin immer wieder am unterscheiden. Ist Monogamie antrainiert oder etwas was ich wirklich wirklich möchte in meinem Leben.
So eingefahrene Denkmuster zu brechen und in Frage zu stellen ist sehr spannend.
An sich hat mein Herz deutlich mehr Platz für mehr als nur einen Partner.
Ehrlichkeit, Vertrauen und eine Portion Offenheit sowie Klarheit sind sicher unabdingbar.
 
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