Weil hier gerade auf den ersten Seiten das Verhalten der 4 Frauen von einigen so angegriffen und verurteilt wurde, möchte ich noch eine Geschichte von mir preisgeben.
Es war in der Schule, ich war 15. Wir hatten einen Lehrer, stattliche 1,90 und stämmig, etwa 40. Die Klasse wurde bei manchen Gegenständen nach Geschlechter getrennt - und genau in diesen Fächern hatten wir diesen Lehrer.
Zu Beginn der Stunde schritt er den Klassenraum ab und musterte die Schülerinnen, dann setzte er sich zu einer auf den selben Sessel und fing an zu fummeln. Am Busen und zwischen den Beinen.
Wir sind immer alle ganz gekrümmt dagesessen, versucht nur nicht aufzufallen und haben gehofft, dass er einen nicht aussucht. Keine von uns etwa 15 Mädchen hat sich etwas sagen getraut. Wir haben zwar untereinander darüber geredet aber nie mit anderen.
Erst auf einer Schullandwoche, als er sich an einer Schülerin verging, die das absolut nicht verkraftete und der Arzt gerufen werden musste, flog das Ganze auf. Sogar die Direktorin war am nächsten Tag da und versuchte alles kleinzureden. Mit Unterstützung von jungen Lehrerinnen und weil wir bei unseren Aussagen blieben, kam es zu einer Verhandlung vor Gericht.
Leider war diese Verhandlung eine Farce. Unter anderen war ich dort auch Zeugin, durfte aber nichts sagen, wurde permanent vom Richter darauf hingewiesen nur mit "Ja" oder "Nein" auf die Fragen des Verteidigers zu antworten, Ankläger gab es anscheinend keinen. - In der Zeitung stand "Sechs mal Sex mit dem Lehrer": Sechs böse Schülerinnen haben einen armen Lehrer verführt - ein halbes Jahr bedingt!
Als ich das meinem Vater erzählt habe, hat er sich furchtbar über mich aufgeregt, warum ich mir das gefallen lassen hab und ihm nicht sofort eine geschmiert habe. Sein Tadel war für mich auch schwer zu ertragen.
Ja, nachher wusste ich das auch. Was sollte er tun, wenn ich einfach aufstehe und ihn anschreie? Aber in der Situation wollte ich dort nur raus und wusste nicht wie. Klar, ich war erst 15, aber auch erwachsenen Menschen passiert es manchmal, dass sie nicht recht wissen, wie sie reagieren sollen, keinen Ausweg sehen oder keinen, wo man unbeschadet wegkommt.
Was mich gleich zum nächsten Thema führt.
Leider gibt es auch genug Täter, die sich an der Reaktion der Opfer aufgeilen. Egal ob es Empörung, Ekel, Furcht oder Flucht ist. Es gibt Vergewaltiger, die von ihren Opfern ablassen, wenn es nur mehr daliegt und sich nicht mehr wehrt. Andere wollen genau das.
Jedes Opfer wird so handeln wie er/sie es gerade kann und wie ihm die Chance, das zu überleben am Wahrscheinlichsten erscheint.
Von Außen darüber zu urteilen steht niemanden zu.