@sixela: Eine kleine, aber feine Ergänzung. Die Zahlen unterscheiden sich zwischen Frauen und Männern. Die Ansteckungsgefahr für die Frau beträgt bei einmaligem ungeschütztem GV mit einem HIV infizierten Mann 1 Prozent, die des Mannes beim GV mit einer Frau 0,1 Prozent.
Nach HIV-Statistiken sind in West Europa 0,3 Prozent der Bevölkerung im sexuell aktiven Alter HIV infiziert, in Osteuropa 0,9 Prozent. Bei einem einmaligen ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem Freier aus der Durchschnittsbevölkerung hat somit die Frau die Chance von 0,003 bis 0,009 Prozent, sich zu infizieren. Das klingt wenig, ist es aber nicht!
Eine
Sexworkerin kann in 3 Monaten 600 Sexualkontakte absolvieren (3 Monate mal 4 Wochen mal 5 Tage mal 10 Quickies). Das Risiko einer Infektion beträgt dann 2 bis 5 Prozent (Rechnen mit Gegenwahrscheinlichkeiten). Sie kann also die Kontrollkarte haben und ohne ihr Wissen infiziert sein. Analog beträgt die Infektionsgefahr in einem Jahr 7 bis 19 Prozent.
Hinzu kommt, dass die Männer und die Frauen, die tabuloses Service buchen bzw. anbieten, eine Subpopulation bilden, bei der die Inzidenz von HIV höher ist, als im Durchschnitt. Sie inkludiert Sextouristen, die in Ländern mit hoher HIV-Durchseuchung ungeschützten Sex konsumieren.
Weil HIV eine tödliche Krankheit ist, ist die Frage berechtigt, welche Motive dahinter stehen, dieses Risiko auf sich zu nehmen. Selbst mit einem miesen Kondom, das in 5 Prozent der Fälle versagt, wird das Risiko derselben Sexworkerin auf eine Infektion in 3 Monaten auf 0,1 bis 0,3 Prozent reduziert, also die Rate der Durchseuchung in der Durchschnittsbevölkerung.
Wie die Berichte hier zeigen, wird das erhöhte Risiko finanziell nicht angemessen abgegolten: Tabuloses Service kostet nicht wesentlich mehr, als geschützter Verkehr. Auch der eventuelle Wettbewerbsvorteil genügt bei wirtschaftlicher Betrachtung nicht, um das Risiko einzugehen.
@purice: Zwang ist eine Möglichkeit. Allerdings wäre es für Sklavenhalter unwirtschaftlich, ihre Ware Frau vorzeitig zu verderben, weil sie sich sonst nicht amortisiert. Auch gibt es im EF glaubhafte Berichte von Frauen aus Österreich, die von sich aus Ohne-Service anbieten.
Vertrauensseligkeit erscheint mir als plausibelste Erklärung, verbunden mit der Einstellung: Es wird schon nicht so heiß gegessen, wie gekocht. Vielleicht ist es auch Todessehnsucht, die zum Verzicht auf das Kondom treibt?
Jetzt aber Back to Work!