Ich finde die Diskussion hier jedenfalls super.
Gerade wenn man reden darf, und zugehört wird, wird man auch verbindlicher.
Wie man die Diskussion hier bewertet, orientiert sich jedenfalls an den eigenen Ansprüchen, welche man an eine Diskussion stellt.
Ich finde sie im Wesentlichen nicht für aufregend gut - weil es ihr meiner Meinung nach an Sachlichkeit mangelt.
Es mag für den Einen oder Anderen beruhigend sein, wenn er seine eingeübten Phrasen in die Debatte werfen kann, wenn zum hundertsten Mal bekrittelt wird, dass Hofer Mitglied einer deutschnationalen Burschenschaft ist, wenn man sich daran klammert, dass Van der Bellen kein unabhängiger Kandidat ist, oder wenn man die rechtsextremen Tendenzen der FPÖ mit den linksextremen Tendenzen der Grünen aufgerechnet haben will.
Soll alles sein - - - aber ob das in der Diskussion wirklich weiter hilft? Ich glaub's nicht.
Man muss doch einfach sehen, dass die sich als "traditionell" bezeichnenden Parteien SPÖ und ÖVP im Laufe der Zweiten Republik so gut wie jede Nähe zu den Bürgern dieses Landes verloren haben. Okay, die Tendenz dazu war immer schon zu erahnen, aber so deutlich wie in den letzten Jahren ist das noch nie zuvor zu spüren gewesen. Vor allem das offensichtliche Desinteresse der Politik an den Sorgen und Ängsten von Teilen der Bevölkerung ist direkt greifbar. Ist es dann wirklich überraschend, wenn der sich unbeachtet fühlende Bürger die Nähe von Parteien sucht, welche ihm diese Beachtung wenigstens vorgaukeln? Eigentlich nicht, wie ich meine.
Die Taktik der FPÖ ist relativ einfach. Wer Sorgen und Ängste hat, dem bestätigt man erst einmal, dass er sich diese Sorgen und Ängste zurecht macht. Der zweite Schritt: man zeigt den besorgten Bürgern auf, wer an diesen Zuständen schuld ist. Aktuell sind das Ausländer, Muslime und die "Volksverräter" der Regierung. Der dritte Schritt: man stellt in Aussicht, dass sich alles zum Besseren ändern wird, wenn man die FPÖ wählt.
Genau darin liegt aber der Haken der ganzen Geschichte: es ist nämlich nicht zu bestreiten, dass sich unter einer FPÖ-Regierung einiges ändern wird - allerdings ist zu bezweifeln, ob es eine Änderung zum Besseren sein wird. Die Berechtigung dieser Befürchtung ergibt sich eindeutig aus dem Parteiprogramm der FPÖ, in dessen Tiefen so mancher totalitärer Ansatz schlummert. Die Frage, warum das dort schlummert, wenn man nicht die Absicht hätte, das bei günstiger Gelegenheit zum Leben zu erwecken, ist keine rhetorische - sie hat meiner Meinung nach Hand und Fuß.
Darüber ließe sich in einer ernsthaften Diskussion sehr viel sagen.
Aber wenn man statt dessen lieber an dem eingeübten links-rechts-Gezänke festhält, soll's mir auch recht sein.
Hab' ich mehr Zeit für sinnvollere Sachen.
