Ist schon witzig, wenn ich mir die ganzen Beiträge hier so durchlese, fühle ich mich wieder ins "Früher" zurückversetzt. Da war Dicksein wirklich ein Thema, ein großes und teilweise sehr komplexbehaftetes. Ich war immer dick, ich kenn's nicht anders, ich wurde statt mit meinem Namen immer mit "Dicke" angeredet. Sowas prägt natürlich. Als Teenager und junge Frau war ich dann nicht dick, bissl mollig vielleicht, aber ich fühlte mich ganz unrealistisch unförmig.
Das hat sich natürlich nach außen gezeigt, in meiner ganzen Haltung und in meinem ganzen Auftreten. Umworben wurde ich nie. Und trotzdem gab's immer mehr als genug Männer, die hinter mir her waren. Das mochte ich nicht, ich fand's widerlich, einerseits natürlich hatte ich ohnehin kein gutes Verhältnis zu Männern, zu meinem Körper schon gar nicht, aber ein weiteres kam dazu und hat sich bis heute gehalten, nämlich der Widerwille, wie ein Objekt wegen bestimmter körperlicher Merkmale "begehrt" zu werden. Das mochte ich nie und mag ich auch heute nicht.
Mag widersprüchlich klingen, weil ich ja nun meinen Mann "auf dieser Schiene" kennengelernt habe, wenn auch eigentlich "aus Versehen" (in dem Forum für Dicke, das ich erwähnt habe, hielt ich mich eigentlich aus ganz anderen Gründen auf, mir war diese "Dickenbewegung" suspekt und ich wollte mal sehen, was das mit diesem trotzigen, in meinen Augen z.T. ziemlich lächerlichen "Ich bin stolz, dick zu sein"-Getue auf sich hatte). Hätte ich je das Gefühl gehabt, daß er mich lediglich wegen meiner Figur mag, wären wir kein Paar geworden.
Heute bin ich so dick, wie ich mich früher fühlte. Und natürlich bin ich darüber nicht so wahnsinnig glücklich, aber es belastet mich nicht mehr so, ich lebe damit als "das kleinere Übel" und das ziemlich gut. Manchmal reagiere ich verunsichert, wenn Leute, die mich nicht kennen, als "tolle Frau" hinstellen und ich mich dann frage, was sie damit eigentlich meinen, das ist mit ein Grund, warum ich mich ungeschönt mit Bildern zeige. Nicht, um Typen aufzureißen - das wäre ein Leichtes, aber eben auf einer Ebene, die ich für mich ablehne, ich eigne mich nicht als Stück Fickfleisch, das für solche Typen, wie sie der Steirerbua zitiert hat, als Wichsvorlage herhalten will.
Warum erzähle ich das. Weil's nun mal wirklich so ist: es gibt so viele Gestalten, auch Dicke, die mit lausiger Körperhaltung und geradezu peinlicher Präsentation sich in Bildern darbieten, als wären sie Nacktschnecken und scheinbar davon leben, daß die immer gleichen, stereotypen Reaktionen: "will anfassen, will ficken, will mein Ding an dir reiben" kommen. Sowas widert mich an, weil darin so ein abgrundtiefer Mangel an Respekt zum Ausdruck kommt, weil darin nicht ein Funken Persönlichkeit zu erkennen ist, weil das im Grunde so primitiv ist wie extrahierte Geilheit ohne jeglichen Bezug, so erotisch wie gepökeltes Eisbein in einer Fleischtheke.
Ich kann sehr gut verstehen, wenn viele sich davon angeekelt fühlen, ich find's genauso ekelhaft.
Und dann gibt's die anderen: wunderbar präsentierte Bilder, stolze Frauen, die sich und ihre Persönlichkeit mit jedem Zentimeter Haut auszudrücken verstehen, die Stimmung, Sinnlichkeit, Erotik pur präsentieren. Ist schwieriger, wenn ein solches Model zwei Zentner oder mehr auf die Waage bringt, als es mit schlankem Körper der Fall wäre. Aber es gibt sie und sie sind sexy und ich weiß, daß es viele Männer gibt, die das wirklich schön finden, so wie ich einige üppige Frauen einfach auch atemberaubend sexy finde.
Im Grunde genommen sehe ich überhaupt keinen Grund, angezickt zu reagieren, wenn jemand dick nicht schön findet (oder schlank ablehnt). Genervt reagiere ich aber, wenn Leute meinen, das, was sie selbst gut oder nicht gut finden, als Maßstab anderen überhelfen wollen. Das ist lästig. Und geradezu jämmerlich finde ich die Leute, die einfach zu feige sind, zu ihrem eigenen Geschmack zu stehen.