Effekthascherei, aber ich habs doch bis zu dem Punkt mit dem therapeutischen Ansatz und ein bissl Weiter geschafft.
Nein, nicht jede Prostituierte hat den therapeutischen Ansatz, und nein, die meisten Männer sind nicht kaputt, die wissen ganz genau, was sie wollen und wofür sie Geld ausgeben. Nicht jede Frau möchte ein sicheres Erlebnis anbieten, denn grad jene, die diesen Job zum Geldverdienen machen müssen, wollen es relativ schnell abgehandelt haben und dafür gibt es eine entsprechendes Klientel.
Andererseits gibts auch Herren, die natürlich nach mehr Nähe, Ansprache, Zuwendung etc. suchen und auch bereit sind, dafür zu bezahlen, aber die Wenigsten von denen gehen ins Puff, sie gönnen sich halt Damen von Agenturen oder eben Independent Escorts.
Abgesehen davon: Sie hat aufgehört, weil sie damit ihr Experiment beenden wollte, sie war somit nie finanziell drauf angewiesen. Sie konnte sich auch eine mehrwöchige Pause gönnen, was viele - insbesondere junge Damen, die nebst auch noch ihre Familien unterstützen müssen - wohl nicht immer möglich.
Wenig überraschend, dass Männer halt nicht nur Sex wollen, fand ich lustig. Nonaned ... es gibt Männer, die wollen eben, wie oben genannt "mehr", aber die Mehrheit nicht. Es geht eben um Interaktion zweier Menschen, das ist nicht überraschend. Und auch das ist klar: Es gibt hier einen Vertrag zwischen zwei Menschen deren Inhalt sehr mannigfaltig sein können. Es gibt Männer, die wollen wirklich nur eine Frau benutzen und sie denken, dass die Frau eine Ware ist, an der sie sich jetzt bedienen.
Auch das ist nicht richtig: Es gibt Männer, die bewusst Frauen wählen, die sie im "normalen" Leben wohl nie bekommen könnten. Sie wollen ein Typus Frau, die sie außerhalb des Bezahlsex wohl nie treffen oder gar daten würden. Also dieser besagte Mikrokosmos mag für "Paula" so gewesen sein - aber es war halt in diesem Puff. Oberflächlichkeit und eine Form von Beliebigkeit das ist ebenso da, wie halt auch Begegnungen, die auf mehr Zuwendung und Tiefe - oder wie Paula es nennt - therapeutischen Ansatz beruhen.
Machen wir uns nichts vor. Der Paysex-Bereich ist so riesig und worüber Paula hier spricht, ist auch nur wieder ein kleines Guckloch in einen Bereich, denen die meisten einfach verborgen bleibt. Was ich an diesem Interview ein wenig misse, ist ein etwas differenzierter Umgang mit dem Thema. Es gibt Zwangsprostitution, es gibt Straßenprostitution etc. Es gibt Massagestudios, die deutlich mehr als "nur" Massagen angehen etc. Mir fehlt auch die Auseinandersetzung mit Grenzen und Grenzverschiebung. Was ist mit geschütztem Verkehr? In D ist ja ungeschützter GV im Paysex verboten, aber hielten sich alle Kunden dran?
Ich denke, das Interview wird bei Einigen das Klischee festigen, das sie eh schon hatten. Ich mache das auch schon seit mehreren Jahren und hab somit noch einen anderen Einblick (eben keine Puffgeschichten). Das Einzige, worin ich ihr zustimme, ist eine gewisse Ernüchterung, die sich nach einigen Jahren einstellt. Es entzaubert ja auch so Einiges. Daher plädiere ich einfach dafür, dass junge Frauen eine ordentliche Ausbildung besuchen, um eben zum passenden Zeitpunkt auszusteigen. Nicht jede Frau kann das bis ins hohe Alter machen - solls auch nicht.