Ich bin mir nicht sicher, dass "die Politik" darauf abzielt, den Stolz der Österreicher kaputt zu machen.
Vielleicht liegt es ja auch daran, dass zumindest ein Teil der Politiker sich dessen bewusst sind, dass ihre Arbeit keinen wirklichen Grund für Stolz her gibt. Dazu kommt, dass die gewaltige Überschuldung ihren Teil dazu beiträgt, dass Ausgaben für wesentliche und wichtige Anliegen der Gesellschaft einfach nicht in dem Maße getätigt werden können, wie es wünschenswert wäre. Bildung und Schulwesen zum Beispiel wäre da erwähnenswert, oder auch die Ausbildung und Ausstattung unserer Exekutive, welche personalmäßig ohne besondere Not abgebaut wurde, und jetzt eine Unterbesetzung aufweist, die langsam und mühsam - und teuer! - beseitigt werden muss. Oder das Spitals- und Gesundheitswesen, die Kinderbetreuung, die Altenpflege usw.
Jene Milliarden, welche von Politikern, Parteien und ihren Helfershelfern gewissenlos entweder in den Sand gesetzt oder schlimmer noch in die eigenen Taschen abgezweigt wurden, jene Milliarden fehlen halt an allen Ecken und Enden. Und bitte schön ... natürlich ist da die Kärntner Hypo ein respektabler Posten. Aber jetzt für alles und jedes die Hypo verantwortlich zu machen, trifft es ja auch nicht - kein Grund für die anderen Parteien und Banken, ihre Hände in Unschuld zu waschen. Wenn sich alle skrupellos aus öffentlichen Geldern bedienen, und das betrifft ja nicht nur Politiker, dann ist es nur eine natürliche Folge, wenn irgendwann das Geld ausgeht bzw. rationiert werden muss.
Und was den Stolz betrifft, ein Österreicher zu sein ... naujo.
Ich meine, Österreich ist ein landschaftlich sehr schönes Land, mit einem sehr hohen Faktor an Kultur, und ich mag die verschiedenen Menschen, welche in ihrer Gesamtheit die Bevölkerung ausmachen. Die melancholischen, raunzenden Wiener, die erdverbundenen Tiroler, die honorigen Vorarlberger. Und ich freue mich immer wieder daran, dass ich in diesem Land leben darf. Ich würde nur sehr ungern dauerhaft anderswo leben.
Ich bin leidenschaftlich und gerne Österreicher - aber ich bin nicht stolz darauf.
Ich empfinde die Liebe zu Österreich und seinen Bewohnern als Grund für Demut und Dankbarkeit - aber nicht für Stolz.
Man möge mir verzeihen.