Das Streben nach Perfektion

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Gast

(Gelöschter Account)
Mich beschäftigt jetzt schon länger genau diese Thematik.
Dieser unbedingte Wille in allem perfekt zu sein - das perfekte makelfreie Leben, die perfekte Mutter, die perfekte Beziehung, „funktionierende“ Kinder, der perfekte Körper,...Wertung und Härte sich selbst und anderen gegenüber. Höher, weiter, schneller - wer bremst verliert und bleibt auf der Strecke. Wem nützt das? Den Menschen, die sich abmühen und immer mehr von sich verlangen und gleichzeitig eine enorme Erwartungshaltung anderen gegenüber entwickeln? Zeitlebens „besser“ sein zu wollen als man ist. Motivation und Weiterentwicklung sind etwas anderes, als dieser plakative Einheitsbrei...alle rennen in die selbe Richtung, wollen ein bestimmtes Bild erreichen, bewundern die die schon dort sind, treten nach denen, die nicht mitkommen und fühlen sich gut, weil sie nicht das Schlusslicht bilden. Ich halte diese Entwicklung nicht nur für die Gesellschaft insgesamt entbehrlich, weil es ja auch etwas mit Empathie und Solidarität macht, sondern es ist ein Zeitfresser für jeden Einzelnen. Es unterdrückt mMn Individualität und Innovation.

Mut zu Unterschieden, zu Fehlern, zu Eigenheiten - den Makel als Stärke. Ich will bitte mehr solcher Menschen, die sich wirklich spüren, die zu sich stehen und auch wenn sie nicht perfekt sind, ein zufriedenes Leben führen können...nicht nur das - es auch genießen und diesen Druck aussperren.

Wie sehr ihr das?
Strebt ihr nach Perfektion? In welchen Bereichen könnt ihr euch Fehler oder Makel nur schwer eingestehen? Kränkt es euch, wenn ihr damit konfrontiert werdet?
Welche Erwartungen habt ihr an eure Mitmenschen?

Ich freue mich auf regen Austausch und bitte darum halbwegs beim Thema zu bleiben.
 
Dazu fällt mir nur ein kurzes Statement ein. Perfektion ist ein anderes Wort für Langeweile.
Perfektion heisst
. Nach nichts mehr streben können
. Nichts dazulernen zu können
. Von nichts überrascht zu werden
. Sich auf nichts mehr freuen zu können
Etc, etc, etc
Klingt für mich persönlich jedenfalls nicht nach einem erstrebenswertem Zustand
 
Tiefsinnige Gedanken die Du da trägst.
Ich denke aber fast jeder erreicht diesen Punkt, manchmal schafft man es aus eigener Kraft diesen Dingen eine andere Sicht abzugewinnen, oft zwingen einen aber die Umstände zu einem Umdenken, dann ist es eine Herausforderung diesen Weg anzunehmen.
Beide Wege sind nicht unbedingt leicht, aber aus eigener Erfahrung möchte ich behaupten das es sich lohnt.
Weniger kann durchaus mehr sein, ich muß nicht allen gefallen, ich muß nicht alles haben was gerade angesagt ist, und ich muß mich keinem mainstream unterwerfen.
Der erste Weg zu mehr Freiheit und ein großer Schritt zu sich selbst.
 
Da ich im privaten so versagt habe, wäre ich gerne im Beruf perfekt. Gelingt mir aber leider auch nicht
 
Wie siehts mit Selbstmitgefühl aus? Könnt ihr euch verzeihen? Eure Schwächen akzeptieren? Seid ihr achtsam euch selbst gegenüber?
 
Da ich im privaten so versagt habe, wäre ich gerne im Beruf perfekt. Gelingt mir aber leider auch nicht
Versagen ist relativ, man muß sich nicht jeden Schuh anziehen, es ist vollkommen okay sich selber in Frage zu stellen, aber eine Kompensation in andere Lebensbereiche bringt Dich da wohl nicht wirklich weiter.
 
Da ich im privaten so versagt habe

Ich finde solche Aussagen ziemlich hart. :( Du tust DIR damit weh. Du hast 2 Kinder, bist ein Teil ihres Lebens, hast Freunde, die dich lieben und schätzen,...du lebst und kannst gestalten - es gibt keinen Grund sich so niederzumachen. Du hast nicht versagt, das Leben nimmt seinen Lauf und nicht immer ist alles so wie man es sich wünscht oder erträumt, aber trotzdem ist da so viel Schönes und Gutes.
 
Wie siehts mit Selbstmitgefühl aus? Könnt ihr euch verzeihen? Eure Schwächen akzeptieren? Seid ihr achtsam euch selbst gegenüber?
Ich glaub das ist oft das Hauptproblem. Die Anforderungen die man an sich selbst stellt auf das richtige Level zu bringen.

Sind sie zu hoch, verzweifelt man am ständigen scheitern sie zu erfüllen.

Sind sie zu niedrig wiederum verzweifelt man daran, zwar sich innerlich dauernd auf die Schulter zu klopfen, aber trotzdem nicht das zu haben was man will.
Den richtigen Mittelweg zu finden ist sehr schwierig. Und gelingt den wenigsten(mir auch nicht) auf Dauer.
Umso besser finde ich es (von wegen gleich und gleich gesellt sich gern) in @Mitglied #333691 eine selbstbewusste Partnerin zu haben die sagt wenn etwas nicht passt. Ihrerseits aber ebenfalls keine Mimose ist

Edit :ich wünsch mir zum Geburtstag einen Sack Satzzeichen und Absätze ;)
 
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Strebt ihr nach Perfektion?

Aber so etwas von. Dabei geht es mir aber ums Herantasten. Unter Perfekt verstehe ich 100% und die gibt es nicht.
Wenn ich etwas mache, dann will ich darin besser werden. Der Weg dorthin erfüllt mich mit Zufriedenheit.

In welchen Bereichen könnt ihr euch Fehler oder Makel nur schwer eingestehen?

Breitensport betreiben ich seit meiner Kindheit. Wenn ich ein neues Sportgerät ausprobiere und damit nicht zurecht komme, dann ärgert es mich ungemein. Dann setze ich mich damit auseinander, taste mich heran. Bis es im besten Fall zu einer Leidenschaft wird. Oder ich eingestehen muss, dass es einfach nicht zu mir passt.

Kränkt es euch, wenn ihr damit konfrontiert werdet?

Wenn ich mich dumm dabei anstellen, dann kränkt mich meine Dummheit. Aber es hilft ja nicht, es liegt nur an mir selbst. Und den Wettkampf brauch ich nicht mehr, weil Leistung immer eine Momentaufnahme ist.

Welche Erwartungen habt ihr an eure Mitmenschen?

Aktives Gestalten ist anstrengend, bringt im Gegenzug Zufriedenheit.
 
Aber so etwas von. Dabei geht es mir aber ums Herantasten. Unter Perfekt verstehe ich 100% und die gibt es nicht.
Wenn ich etwas mache, dann will ich darin besser werden. Der Weg dorthin erfüllt mich mit Zufriedenheit.



Breitensport betreiben ich seit meiner Kindheit. Wenn ich ein neues Sportgerät ausprobiere und damit nicht zurecht komme, dann ärgert es mich ungemein. Dann setze ich mich damit auseinander, taste mich heran. Bis es im besten Fall zu einer Leidenschaft wird. Oder ich eingestehen muss, dass es einfach nicht zu mir passt.



Wenn ich mich dumm dabei anstellen, dann kränkt mich meine Dummheit. Aber es hilft ja nicht, es liegt nur an mir selbst. Und den Wettkampf brauch ich nicht mehr, weil Leistung immer eine Momentaufnahme ist.



Aktives Gestalten ist anstrengend, bringt im Gegenzug Zufriedenheit.
:verneigung: sehr durchdacht. Und zu 99,9999 % perfekt idealzustand sozusagen.
 
Da ich im privaten so versagt habe, wäre ich gerne im Beruf perfekt. Gelingt mir aber leider auch nicht

Zum Versagen in einer Beziehung gehören 2.
Du hast nicht versagt, sondern wurdest mit Tatsachen konfrontiert, die so nicht (leicht) lebbar sind. (Ich hoffe ich war vorsichtig....sachlich genug :zweisam: ...)

Das wichtige ist auf sich zu achten, in allen Lebensbereichen. ...das Zauber Wort heisst Psychhygiene.
Erkennen....reflektieren. ...lernen und vielleicht gewisse Dinge ändern, damit man sich selber lieben kann.
 
Ich habe früher immer versucht alles perfekt zu erledigen, war ein innerer Zwang in der Arbeit.
Man muss echt eine Art Leck-mich-am-Arsch Haltung entwickeln um nicht gänzlich kaputt zu gehen.
 
ich glaube, speziell in der heutigen Zeit, haben Menschen Vorstellungen auf Grund von Werbung, Youtube, FB ... die so im echten Leben garnicht halatbar sind.

Noch dazu ist man heute immer und überal vernetzt, teilt Selfies und Fotos usw...

Tatsache ist, als normaler Mensch (Arbeit, Freunde, Familie, Hobbies ...) klappt das nicht. Genauso, wie man sich auch nicht über Dinge profilieren sollte.

Viele Menschen vergessen einfach, dass ein gutes Leben nix mit einem fetten Auto lder 1 Sixpack oder 15 Urlaube im Jahr oder 30 Partyselfies zu tun hat.

Man muss für sich selbst das best Mögliche geben und ev. noch ein Bisschen üben um einen Zacken besser zu werden.

Aber mann sollte sich nicht selbst in Vorstellungen verlaufen und sich selbst an die Wand fahren oder sein Leben mit Aktivitäten vergeuden, nur um perfekt zu sein.

Es muss für die Person passen, die aus dem Spiegel schaut und im Idealfall schafft man es, dass sie immer lächelt :D
 
Ich halte mich allgemein und habe für mich selbst beschlossen die Dinge entspannt zu sehen.
Mein Grundsatz lautet: Menschliches Tun ist in vielen Bereichen fehlerbehaftet, trotz ehrlichen Bemühens.

Das wird mir in meinem Beruf regelmäßig bewußt. Der menschliche Körper und seine Reaktionen sind nicht exakt vorhersehbar.

Das zu verinnerlichen, hat mich Demut gelehrt...

In einem widerspreche ich Dir, Innovationen und Perfektionismus gehen mM nach zusammen.

Das Thema gefällt mir, ist aber riesengroß und wird wohl zu Verzettelungen führen. :)
 
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Wie siehts mit Selbstmitgefühl aus? Könnt ihr euch verzeihen? Eure Schwächen akzeptieren? Seid ihr achtsam euch selbst gegenüber?

Selbstmitgefühl ist ein Wort, das ich nicht mag. Für mich persönlich hat das nämlich schnell etwas von SelbstmitLEID. Und das bringt einen nicht weiter. Mitgefühl: ja. Mit anderen: Uniprüfung verbockt, Beziehung zu Ende, jemand verstorben - also sich in jemanden hineindenken können auch. Aber wie sollte man in sich selbst hineindenken können? Man bekommt ja hoffentlich mit, ob's einem gut geht oder scheiße. Nur muss ich da nicht mitfühlen. Das ist an diesem Tag dann halt mal so, mal so.

Verzeihen? Kommt drauf an. Ich denke, ab einem gewissen Alter hat jeder Leichen im Keller und im Leben Dinge verbockt (das muss ja gar nicht mit Absicht gewesen sein, sondern aus Dummheit, Bequemlichkeit, Überheblichkeit, Arroganz, Unwissenheit), die man sich nicht verzeiht, aber akzeptieren muss.

Schwächen? Ja, das muss man auch. Und es gibt natürlich solche und solche Schwächen. Verlogenheit zB würde ich nicht akzeptieren, oder wie ein Berserker daran arbeiten, das abzustellen. Ich hab als Schwäche zB, dass ich überhaupt nicht singen und malen kann. Das geht mir ziemlich am O**** vorbei (hat mich als Kind in der Schule aber extrem gewurmt).

Achtsam? Gesundheitlich? Wenn ja, dann nein.
 
Habe dabei nie den Begriff Perfektion verwendet. Ich will Dinge erreichen und bin enttäuscht, wenn es nicht so läuft, wie ich es mir gewünscht habe.
In den wesentlichen Dinge, bin ich es aber schon. Unschuldige Menschen gehe ich nie an, ich belüge, betrüge, beleidige, bedrohe sie nicht. Gerechtigkeit ist das wichtigste Gut in meinem Leben. Und das verlange ich von anderen Menschen. Dass das nicht geschieht, ist eben das Problem, was mir Sorgen macht und mich in den Wald ziehen wird...
 
Dieser unbedingte Wille in allem perfekt zu sein - das perfekte makelfreie Leben, die perfekte Mutter, die perfekte Beziehung, „funktionierende“ Kinder, der perfekte Körper,

und wer bestimmt was nun perfekt ist...auch in allen angeführten punkten? die leute lassen sich ja heute schon verrückt machen was perfektion angeht........
 
Ich persönlich will auf keinen Fall perfekt sein. Denn wenn etwas perfekt läuft, läuft es sozusagen rund. Und da würden mir gewissen Ecken und Kanten fehlen, an denen ich mich ein wenig reiben kann, die mich herausfordern.
Ich mag auch Menschen, die diese Ecken und Kanten haben, die nicht perfekt sind, die oft liebenswerte Fehler und Schwächen haben.

Der einzige Bereich, wo ich halbwegs perfekt sein will, ist in der Arbeit. Aber nicht, um mich von meinen Kollegen herauszuheben, sondern da will ich gemeinsam mit den anderen Rädchen dazu beitragen, dass das "Uhrwerk" Arbeit halbwegs perfekt läuft.

Dieses Streben nach Perfektion, nach einem gewissen Vorwärtskommen sehe ich aber nicht vorrangig als Zeichen der Jetztzeit, sondern ich finde, dass es das schon immer gegeben hat. Es hat schon immer Menschen gegeben, die in die gleiche Richtung gelaufen sind, und auch welche, die dabei auf der Strecke geblieben sind. Ob gut oder schlecht!? Vielleicht hätten wir jetzt nicht gewisse Errungenschaften in diversen Bereichen, wenn es nicht Menschen gegeben hätte, die manchmal mehr vorwärts gestrebt sind, perfekter waren als andere.
 
Ich strebe in gewissen Bereichen danach sehr gut zu sein und bin eine Freundin des Gedanken, dass es sich lohnt an sich zu arbeiten, sei es physisch oder mental. Es wird immer besser und zugleich gehen einem die Ziel nie aus, weil perfekt ist man garantiert eh nie. ;) Natürlich gilt es die Realität, sowie die Grenzen des Machbaren nicht aus den Augen zu verlieren, sonst ist man chronisch unzufrieden und das ist ja nicht Sinn der Sache.

Für mich geht es nicht darum perfekt zu sein, sondern eine Idee davon zu haben, wie und wer ich im besten Fall sein kann und das jeden Tag erneut anzustreben und auszubauen. Natürlich wird man auch immer wieder mal an sich scheitern, aber das ist okay, es ernsthaft versucht zu haben ist was zählt und sich nie entmutigen zu lassen. :)
 
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