Ein zu simples, fast schon paternalistisches Bild, das hier gezeichnet wird.
Der gutbürgerliche,
unauffällige,
relativ solide Familienvater, der
gewiss nichts Böses will und nur ein bisschen Abwechslung sucht vs. der potenziell suchtkranken
SW , die an ihrem Job, ihrer Existenz zerbricht und überhaupt auf einem
Lebenszerstörungstrip ist.
Friendly reminder:
Die meisten SW wollen auch ganz einfach in Ruhe arbeiten, Geld verdienen und "normal" leben.
Viele machen ihren Job gerne, da er ihnen finanzielle und persönliche Freiheit ermöglicht und noch mehr stellen sich, trotz aller Probleme, ihrer Tätigkeit engagiert und selbstbewusst.
Es gibt genauso Kunden, die von Suchtmitteln abhängig sind oder die an ihrem Job/Leben verzweifeln, ebenso sind nicht alle von ihnen der nette Typ von nebenan. Frauenverachtung gibt es in den verschiedensten Abstufungen.
Wie es den werten Herren wohl realiter mit einem
Ethikzertifikat ginge, könnte das doch den Verzicht auf die eine oder andere Lieblingsanbieterin bedeuten?
Und möchte Mann es eigentlich immer so ganz genau wissen, wenn er die verlockenden Fotos mit den jungen, halbnackten Körpern gustiert und seine
To-do-Liste aktualisiert?
Und wo wird die Grenze gezogen? Was wäre ethisch noch gerechtfertigt, was nicht? Zwangsprostitution, klar, darüber sind sich alle einig, aber was ist mit den jungen Frauen, die vielleicht auch lieber mehr jugendliche Unbeschwertheit geniessen würden, aber den Job aus Armut machen (müssen)?
Auch die Bitte um
Insiderinfos wirkt etwas zynisch, ist doch zu befürchten, dass sie in schadenfrohem Tratsch und Klatsch unter dem Deckmäntelchen der Besorgnis mündet.
Anstatt solch gut gemeinter, aber hochtrabender Vorschläge könnte man sich vielleicht die einfachen, machbaren Dinge vornehmen: zum Beispiel SW nicht als "die anderen" wahrnehmen, gegen Vorurteile auftreten, Termine einhalten oder rechtzeitig absagen, ein "Nein" zu einem Treffen akzeptieren und nicht mit dem nächsten Alias eine erneute Kontaktaufnahme probieren, keinen (subtilen) Druck bezüglich Praktiken, die von der SW nicht erwünscht sind, keine Andeutungen, die als Einschüchterungs- oder Erpressungsversuche gedeutet werden müssen, keine Preisverhandlungen, kein(e) Häme/Bodyshaming/Indiskretionen/
Taktlosigkeiten/Prahlereien über SW online oder Face-to-Face, kein Telefon- oder Whatsappterror, kein(e) Verarschungen/Betrügereien/Stalking oder Gewalt. Jeder einzelne Kunde hat die Macht, den Job einer SW angenehmer zu gestalten.