Strafbuch oder Sofort Bestrafen

Ich verstehe gut, dass es bei diesem Thema zu einem Aufeinanderprallen von Welten kommt - auch innerhalb des BDSM-Spektrums.

Im Grunde genommen ist das (Strafen) ein Vorgang, den der Sub/Sklave/submissive Partner durch sein Verhalten steuert. Von einem Sub/Sklaven/submissiven Partner hab ich mir aber immer erwartet, dass er ehrlich, offen und mutig genug ist, dass er seine Wünsche ausspricht. Mehr noch: Für mich liegt gerade in diesem Verhalten die eigentliche Erotik. Sei wer du bist und zeig dich mir, wie du bist. Ich helfe dir dabei gern, aber dazu braucht es keine "Strafen" und kein herumeiern. Kein so tun als ob. Das nämlich widerspricht meiner Auffassung von einer erwachsenen, gleichberechtigten Beziehung, in der man mutig und ehrlich miteinander umgeht.

BDSM habe ich (abgesehen von irgendwelchen "Micro-Sessions") im Regelfall in einer von Liebe geprägten Beziehung ausgelebt. Für mich wäre ein solcher Umgang nie stimmig gewesen. Ich wollte nie ein Äffchen, sondern immer einen Mann. Das heißt nicht, dass ich das bei anderen als falsch empfinde, oder auch dort das Äffchen sehe. Ich kann auch gut erkennen, dass es für andere etwas mit Spaß, mit Spiel zu tun hat und mit Prickeln. Das sei auch jedem von Herzen gegönnt. Für mich adaptieren kann und möchte ich das allerdings nicht. Einfach, weil es nicht dem entspricht, wie ich Partnerschaft und Sexualität sehe und leben möchte. Der Mensch, mit dem ich zusammen bin, muss nicht erzogen werden. Auch nicht zum Schein. Er soll sich entwickeln.

Im smart hat mich mal einer wie ein Schatten verfolgt bei jedem Schritt, einen Abend lang. Der sprang dann auf mich zu, als ich grad von der Toilette kam mit den Worten: "Herrin, Herrin, bestrafen Sie mich bitte mit ihrem Natursekt!" Meine Verblüffung war in etwa so groß wie mein Widerwille. Ich hab ihn nur einfach mit den Worten: "Mein Natursekt ist eine Belohnung, keine Bestrafung". stehenlassen. Mit solchen Menschen kann ich in Wahrheit so gar nicht.

Nachtrag: Ergänzend möchte ich noch anfügen, dass es für mich immer "mein Partner" war und nie "mein Sub" oder "mein Sklave".
 
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Im Grunde genommen ist das (Strafen) ein Vorgang, den der Sub/Sklave durch sein Verhalten steuert.
In Wahrheit scheint mir das ein sehr filigranes Konstrukt zu sein.

Sobald man ein wenig vom Weg abkommt auf beiden Seiten, geht das Spiel nicht mehr.

Man will ja nicht "wirklich" bestraft werden für ein 'wirkliches' Vergehen. Oder?
Und dass die Strafe dann immer auch gleichzritig eine Belohnung ist, scheint mir unabdingbar.

Als Dom gilt es dann rauszufinden, was Sub tatsächlich unangenehm ist. Aber nicht die Grenzen sprengt.
 
Ich hab mir erlaubt eine KI mit meinen Gedanken, die ich hier ausformuliert hab' (und ein paar zusätzlichen) zu füttern - und hab sie aufgefordert, näher darauf einzugehen, bzw. das zu vertiefen. Das Ergebnis finde ich ziemlich gut, darum möcht' ich euch das nicht vorenthalten. Der folgende Text ist also nicht von mir, entspricht aber im Großen und Ganzen doch recht gut meiner Auffassung:

Gedanken zur Diskussion über Strafen im BDSM-Kontext

Wenn im BDSM-Kontext von „Strafen“ die Rede ist, lohnt es sich, einen Schritt zurückzutreten und genauer hinzusehen: Was meinen wir damit eigentlich? Geht es um Konsequenz bei Regelverstößen? Um spielerisches Machtgefälle? Oder vielleicht um einen Umweg, über den Bedürfnisse ausgedrückt werden dürfen, die sich nicht direkt zu artikulieren trauen?

Was auffällt, ist, dass sich in dieser Diskussion sehr unterschiedliche Grundhaltungen begegnen. Für manche ist das Strafsystem ein festes Ritual innerhalb einer klar definierten Machtstruktur – ein „Tool“ zur Steuerung von Dynamiken. Für andere fühlt sich dieser Zugang eher wie ein pädagogisches Rollenspiel an, das wenig mit gelebter Nähe oder echter Beziehung zu tun hat.

Dabei wird oft übersehen, dass hinter sogenannten „Verfehlungen“ häufig unausgesprochene Wünsche oder Beziehungsimpulse stehen. Der Wunsch nach Aufmerksamkeit, nach Führung, nach intensiverer Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. Wenn ein Sub regelmäßig „Fehler“ macht, könnte das genauso gut ein Ruf nach Verbindung oder Entwicklung sein – weniger eine Reaktion auf Regeln, mehr eine auf emotionale Lücken.

Ein weiterer Aspekt ist die Frage nach Echtheit: Manche Formen von „Bestrafung“ wirken fast wie eine Theateraufführung – alle kennen ihre Rollen, aber keiner benennt, was wirklich dahintersteckt. Das kann funktionieren, solange es allen Beteiligten Spaß macht und die Spielregeln klar sind. Doch wenn ein System zur Ausweichbewegung wird, weil direkte Kommunikation zu unangenehm erscheint, kann es sein, dass BDSM mehr verschleiert als sichtbar macht.

Gerade in reifen, von Vertrauen getragenen Beziehungen kann es sehr erfüllend sein, auf „Strafen“ zu verzichten – nicht aus Prinzip, sondern weil Offenheit und gegenseitige Verantwortung stärker wirken als jede ritualisierte Konsequenz. Der Reiz liegt dann nicht im Erwischtwerden oder im Ertragen, sondern im Sich-Zeigen, im Freiwilligen, im Ehrlichen. Das ist für manche weniger „kinky“ – aber für andere umso tiefergehend.

All das heißt nicht, dass Strafsysteme per se schlecht oder kindisch wären. Sie können – gut reflektiert – Teil eines liebevollen Spiels sein. Entscheidend ist die Frage: Dient es wirklich beiden? Oder erfüllt es einseitig einen Bedarf, der anders vielleicht gesünder ausgedrückt werden könnte?

BDSM kann ein großartiger Rahmen sein für Begegnung, für Transformation, für Nähe. Aber wie in jeder intensiven Beziehungsform gilt: Je bewusster die Mittel gewählt werden, desto echter und nachhaltiger wird das, was dadurch entsteht.
 
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Dabei wird oft übersehen, dass hinter sogenannten „Verfehlungen“ häufig unausgesprochene Wünsche oder Beziehungsimpulse stehen. Der Wunsch nach Aufmerksamkeit, nach Führung, nach intensiverer Auseinandersetzung mit dem Gegenüber. Wenn ein Sub regelmäßig „Fehler“ macht, könnte das genauso gut ein Ruf nach Verbindung oder Entwicklung sein – weniger eine Reaktion auf Regeln, mehr eine auf emotionale Lücken.
Das kann ich von mir selbst bestätigen. In beiden Richtungen. Als Sub und als Dom.

Nur.... wenn man das sowieso alles in ehrlicher Kommunikation ausspricht....
Wozu dann überhaupt noch BDSM oder "Spielbeziehungen"?
 
Das kann ich von mir selbst bestätigen. In beiden Richtungen. Als Sub und als Dom.

Nur.... wenn man das sowieso alles in ehrlicher Kommunikation ausspricht....
Wozu dann überhaupt noch BDSM oder "Spielbeziehungen"?

Für mich ist die Antwort klar. Aber das trifft eben nur meine Sicht auf BDSM, meine Vorstellung davon. Das wird für viele andere ganz anders sein. Und das ist natürlich völlig legitim. All diese Sichtweisen haben ihre Berechtigung. Wie gesagt, ich seh' auch im Strafen nichts das "schlecht" wäre, wenn es für andere passt. Nur tut es das eben für mich nicht.

Für mich ist BDSM ein gegenseitiges Schenken von Lust in einem bestimmten Spektrum. In einem, wo Lust aus dem Abgeben und dem Übernehmen von Verantwortung entsteht, wo es um den Wunsch nach Kontrolle einerseits und um den Wunsch nach Ohnmacht andererseits geht - und wo auch eine gewisse Form von Schmerz Lust erzeugt. Nicht jeder verbindet das mit Lust und darum seh' ich es auch als eine sexuelle Variante. Jemanden zu fesseln ist ehrlich, wenn beide den Wunsch danach haben. Und es ist doch auch wieder ein Spiel. Spiel und Ehrlichkeit im Umgang miteinander schließen sich meiner Überzeugung nach nicht aus.

Und eine "Spielbeziehung" hatte ich nie. Das ist kein Konzept, mit dem ich etwas anfangen kann. Nichtsdestotrotz muss es nichts schlechtes sein. Wenn es für die Beteiligten passt, ist es perfekt.
 
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In einem, wo Lust eben aus dem Abgeben und dem Übernehmen von Verantwortung entsteht, wo es um den Wunsch nach Kontrolle einerseits und um den Wunsch nach Ohnmacht andererseits geht -
Und du denkst.... dass das dann nicht mit der oben von KI beschriebenen Dynamik zu tun hat?
Man will Aufmerksamkeit und Zuneigung?

Man will sich entspannen, ohne Angst vor dem anderen zu haben.

Mein Sub hat mir erklärt, er möchte bestraft werden, damit ein Konflikt "sofort" gelöst ist. Dann muss er sich wohl nicht mehr damit beschäftigen danach.
So einfach geht das bei mir aber nicht 😎
 
Und du denkst.... dass das dann nicht mit der oben von KI beschriebenen Dynamik zu tun hat?
Man will Aufmerksamkeit und Zuneigung?

Man will sich entspannen, ohne Angst vor dem anderen zu haben.

Mein Sub hat mir erklärt, er möchte bestraft werden, damit ein Konflikt "sofort" gelöst ist. Dann muss er sich wohl nicht mehr damit beschäftigen danach.
So einfach geht das bei mir aber nicht 😎

Ich denke, dass das Situationen sind, die je nach Beteiligten, nach Persönlichkeit/Prägung und nach jeweiligem Sachverhalt unterschiedlich zu bewerten sind. Eine Antwort darauf kann immer nur eine subjektive sein. Dein Sub ist nicht mein Partner, du bist nicht ich, unsere Lebensentwürfe und Beziehungen sind völlig unterschiedlich. Nur, weil ich die Existenz einer Sache anerkenne, heißt das nicht, dass mir persönlich so etwas in meinem Leben begegnet.

Die beschriebene Dynamik hab ich in meiner Beziehung noch nicht feststellen können. Also nein, ich persönlich erlebe hier keinen Zusammenhang. Ein zwingendes Hand-in-Hand gibt es nicht. Dass eine solche Dynamik aber existieren oder entstehen kann, stelle ich außer Frage.
 
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Und du denkst.... dass das dann nicht mit der oben von KI beschriebenen Dynamik zu tun hat?
Man will Aufmerksamkeit und Zuneigung?

Man will sich entspannen, ohne Angst vor dem anderen zu haben.

Mein Sub hat mir erklärt, er möchte bestraft werden, damit ein Konflikt "sofort" gelöst ist. Dann muss er sich wohl nicht mehr damit beschäftigen danach.
So einfach geht das bei mir aber nicht 😎

Mir hilft die Bestrafung mein schlechtes Gewissen, für meine Verfehlungen gegenüber meiner Herrin besser zu bewältigen !! --- Aber meiner Herrin reicht das auch nicht --- Ich muss mich ausgiebig bei ihr entschuldigen und mich für die Strafe bedanken !! ---- Und anschließend muss ich noch eine gewisse Zeit in der Ecke Stehen oder Knien --- um über meine Verfehlungen nachzudenken !!
 
Mir hilft die Bestrafung mein schlechtes Gewissen, für meine Verfehlungen gegenüber meiner Herrin besser zu bewältigen !! --- Aber meiner Herrin reicht das auch nicht --- Ich muss mich ausgiebig bei ihr entschuldigen und mich für die Strafe bedanken !! ---- Und anschließend muss ich noch eine gewisse Zeit in der Ecke Stehen oder Knien --- um über meine Verfehlungen nachzudenken !!
Genau.
Da hätten manche Subs gern, dass man sie von ihrem Schlechten Gewissen schnelll befreit

Wenn ich Sub spiele....ist das anders. Ich mach nämlich gar nichts, wofür ich ein schlechtes Gewissen haben müsste. Ich stehe hinter all meinen Handlungen und möchte nur eine spannendere Dynamik mit Herausforderung von Dom.
 
Ein Strafbuch, das hat was. Vor allem gibt es dann einen Abstand zwischen dem Vergehen beziehungsweise dem Moment, wo man Rechenschaft ablegen muss. Die Bestrafung erfolgt dann ohnehin zeitversetzt. Zeitversetzt könnten auch der Schuldspruch sein und dann die Bekanntgabe des Strafausmaßes
 
Sub, keine Sklavin.

Er führt eine Liste, einfach weil wir uns nicht jeden Tag sehen. Und wir freuen uns beide, wenn wir dann dazu kommen, die Liste abzuarbeiten.
 
Mir hilft die Bestrafung mein schlechtes Gewissen, für meine Verfehlungen gegenüber meiner Herrin besser zu bewältigen !! --- Aber meiner Herrin reicht das auch nicht --- Ich muss mich ausgiebig bei ihr entschuldigen und mich für die Strafe bedanken !! ---- Und anschließend muss ich noch eine gewisse Zeit in der Ecke Stehen oder Knien --- um über meine Verfehlungen nachzudenken !!
Strafe ist auch (irgendwie) Sühne und Vergebung. Das ist sehr individuell. Manche brauchen das wie du es beschrieben hat, manche empfinden es eher als Einschränkung des Spiels.
 
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