Eure Lieblingsgedichte/Texte

Ich zog dich aus der Senke deiner Jahre
und tauchte dich in meinen Sommer ein
ich leckte dir die Hand und Haut und Haare
und schwor dir ewig mein und dein zu sein.

Du wendetest mich um. Du branntest mir dein Zeichen
mit sanftem Feuer in das dünne Fell.
Da ließ ich von mir ab. Und schnell
begann ich vor mir selbst zurückzuweichen

und meinem Schwur. Anfangs blieb noch Erinnern
ein schöner Überrest der nach mir rief.
Da aber war ich schon in deinem Innern
vor mir verborgen. Du verbargst mich tief.
 
((gab's eigentlich ka Thread für Eigenwerke? Find nix mehr :confused: eh kein lyrisches Meisterwerk, aber ich hab's versucht, ya'ya! :lol:))

Du bist mir ein Freund fürs Leben,
denn du tust mir alles geben,
gleichermaßen auch wieder nehmen.

Du rennst mir davon und ich erreiche dich nicht,
angeblich bist du so schnell wie das Licht,
doch stehlen tust du niemand die Sicht.

Dich zu stoppen ist leider unmöglich,
aber der richtige Umgang mit dir ist nur löblich.

Ich folge dir auf Schritt und Tritt,
das ist nicht schwer für mich,
dein Gesicht nie gesehen - doch kenn ich dich.

Ich habe vieles vergeigt,
aber meine Wunden hast du geheilt,
denn solange ich lebe, bleiben wir zu zweit.

Ich werde alt, ich sehe schon die ersten Falten,
doch über mein Herz lässt du noch Gnade walten.

Du bist immer da, Menschen kommen und gehen,
außer dir kann niemand die Zukunft sehen,
in deiner Anwesenheit verwelken Blumen und Gras
verlässt du mich doch, weiß ich: das war's!

Terno :mrgreen:
 

Die Türken



i hör die menschen auf der straßen, was is des für a wirbel heut?
i hör net richtig, was da los is, do is a lochn und a schrein.
ma sicht nur a herumgedränge, was wü de ganze menschenmenge?

die türken solln den gehsteig putzen.
die türken solln den gehsteig putzen.

da san a unsre nachbarkinder, die immer so an wirbel machen,
sie ham scho stana in da hand, ma hört die erste scheibn klirrn.
da mach i glei mei fenster zua, ma muaß si net um alles kümmern

die türken solln den gehsteig putzen.
die türken solln den gehsteig putzen.
wir lassen uns nicht mehr benutzen.

jetzt zahn's es aus'n haustor ausse, die fraun, die kinder und die männer.
den anan stessn's geg'n de wand und aus der nasen rinnt eam's bluat.
a frau mit fetzen und an kübel, die schreit: jetzt könnt's euch nützlich
machen.

die türken solln den gehsteig putzen.
die türken solln den gehsteig putzen, jawohl!
wir lassen uns nicht mehr beschmutzen,
die türken solln den gehsteig putzen

die türken solln den gehsteig uptzen.
die tschuschen solln den gehsteig putzen.
die jugos solln den gehsteig putzen,
wir lassen uns nicht mehr benutzen.
die türken solln den gehsteig putzen.
die türken ...

Georg Danzer
 
Einer Frau die Liebe wieder finden lassen

Einer Frau die Liebe wieder finden lassen,
Gefühle strömen in ihr Herz,
das Herz kann den Verstand nicht fassen,
ist Liebesgrund, ist Freud und kennt den Schmerz.

Doch wenn die Liebe in mein Herz sich drängt,
sich Zeilen in Gedanken mischen,
wenn sich Gefühl in den Verstand sich zwängt,
wird Gegenwart die Zukunft einfach küssen.

Sylvia Baus
 
Die drei Spatzen:)

In einem leeren Haselstrauch,
da sitzen drei Spatzen,Bauch an Bauch.

Der Erich rechts und links der Franz
und mittendrin der freche Hans.

Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrüber,da schneit es, hu!

Sie rücken zusammen dicht an dicht,
so warm wie Hans hat's niemand nicht.

Sie hör'n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind,so sitzen sie noch

Christian Morgenstern
 
Shire

Noch immer kreisen Gedanken um dich
Sie sind nicht erfreulich
Machen mich nicht glücklich

Vermisse Zweisamkeit
Höre wie die Sehnsucht schreit
Bin seither schon weite Wege gegangen
Aber nichts so scheint - stillt mein Verlangen

Es ist schwer los zulassen
Eines tages werden meine Gedanken an dich verblassen
Suche viel Ablenkung
Doch immer wieder komme ich zu dir zurück
Ich zerbreche Stück für Stück
Es scheint alles so schwer
Doch bin ich innerlich leer
 
Die Einladung

Es interessiert mich nicht, wovon Du Deinen Lebensunterhalt bestreitest.
Ich möchte wissen, wonach Du Dich sehnst und ob Du es wagst,
davon zu träumen, Deine Herzenswünsche zu erfüllen.

Es interessiert mich nicht, wie alt Du bist.
Ich möchte wissen, ob Du es riskieren wirst,
verrückt vor Liebe zu sein, vernarrt in Deine Träume,
in das Abenteuer, lebendig zu sein.

Es interessiert mich nicht, welche Planeten in welcher Konstellation zu Deinem Mond stehen.
Ich möchte wissen, ob Du die Mitte Deines Leids berührt hast,
aufgebrochen und offen geworden
oder geschrumpft bist und Dich verschlossen hast vor Angst und weiterem Schmerz.

Ich möchte wissen, ob Du dasitzen kannst mit Schmerz
– meinem oder Deinem eigenen –
ohne irgendeine Bewegung der Ausflucht,
ohne den Schmerz zu verbergen, ohne ihn verschwinden zu lassen, ohne ihn festzuhalten.

Ich möchte wissen, ob Du mit Freude dasein kannst
– meiner oder Deiner eigenen –
ob Du mit Wildheit tanzen und zulassen kannst,
daß Ekstase Dich erfüllt bis in die Fingerspitzen und Zehen hinein,
ohne jene Vorsicht, in der du dich in acht nimmst,
realistisch bist und dich an die Begrenzung des Menschendaseins erinnerst.

Es interessiert mich nicht, ob die Geschichte, die Du mir erzählst, wahr ist.
Ich möchte wissen, ob Du jemanden enttäuschen kannst, um zu Dir selbst ehrlich zu sein,
ob Du es erträgst, daß Dir deshalb jemand Vorwürfe macht
und Du trotzdem Deine eigene Seele nicht verrätst.
Ich möchte wissen, ob Du treu sein kannst und zuverlässig.

Ich möchte wissen, ob Du Schönheit sehen kannst, auch dann, wenn es nicht jeden Tag schön ist
und ob Du in Deinem Leben einen göttlichen Funken spürst.
Ich möchte wissen, ob Du mit Mißerfolg leben kannst
– mit Deinem und meinem –
und immer noch am Ufer eines Sees stehen und “Ja“ zum Vollmond rufen kannst.

Es interessiert mich nicht, wo Du lebst oder wieviel Geld Du hast.
Ich möchte wissen, ob Du nach einer kummervollen Nacht voller Verzweiflung aufstehen kannst
–ausgelaugt und mit Schmerzen –
und trotzdem tust, was getan werden muß für Deine Kinder oder andere Menschen.

Es interessiert mich nicht, welche Schulausbildung Du hast oder wo und bei wem Du studiert hast.
Ich möchte wissen, ob Du mit mir in der Mitte des Feuers stehen und nicht zurückschrecken wirst.
Ich möchte wissen, was Dich von innen aufrecht erhält, wenn alles andere wegfällt.

Ich möchte wissen, ob Du mit Dir selbst alleine sein kannst
und ob Du wirklich die Leute magst, mit denen Du Dich in Zeiten der Leere umgibst.

Oriah Mountain Dreamer (im Mai 1994, Oriah Mountain Dreamer | Home)
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Jena Ilka Frey

:herzen::verneigung:
 
selbst geschrieben

Metamorphose

Kräftig und erhaben steht er voller Stolz in grüner Wiese
Ein mächtiger brauner Riese
Er gibt uns Luft zu atmen
Braucht von uns nichts zu erwarten
Gibt kleinen Tieren ein Zuhause
Steht Jahr für Jahr an seinem Platz - ohne Pause
Raubt auch der Winter seine Schönheit
Erblüht er wieder neu - in der Frühlingszeit
Doch hat er viele Brüder verloren
Nur noch Stümpfe sind übergeblieben
Alle Tiere wurden vertrieben
So wird es auch diesen Baum ergehen
Er wird nicht ewig hier weiter stehen
Eine Straße wird seinen Platz einnehmen
An die Natur - ein Vergehen
Der Mensch breitet sich immer weiter aus
Die Landschaft verschwindet
Straße um Straße - Haus um Haus
 
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Ich bin der, der ich bin

Lass mich gehen
Ich will nicht mehr
Das Leben so alleine - ist für mich trostlos schwer
Ich bin ein alter Mann
Der nichts mehr geben kann
Meine Frau schon längst verstorben
Meinen Lebensmut habe ich verloren
Ich bin alt und schwach
Keine Freude hält mich noch wach
Ich möchte von hier entschwinden
Und vielleicht mit meiner einstigen Liebe - zusammenfinden
Erlöse mich von dieser Welt
Führe mich ans Licht - das alles so erhellt
Ich möchte nicht ewig Leben
Ich möchte mich in eine andere Welt begeben
Ich bin müde - habe keine Kraft
Habe alles erledigt - habe alles geschafft
Ich lasse alles unberührt stehen
Es wird Zeit - für mich zu gehen
 
Trauriger Fall

Ein Mensch, der manches liebe Jahr
Mit seinem Weib zufrieden war,
Dann aber plötzlich Blut geleckt hat,
Denkt sich: "Varietas delectat -"
Und schürt ein letztes, schwaches Feuer
Zu einem wilden Abenteuer.
Jedoch bemerkt er mit Erbosen,
Dass seine alten Unterhosen
Ausschließlich ehelichen Augen
Zur Ansicht, vielmehr Nachsicht, taugen
Und dass gewiß auch seine Hemden
Ein fremdes Weib noch mehr befremden,
Dass, kurz, in Hose, Hemd und Socken
Er Welt und Halbwelt nicht kann locken.
Der Mensch, der innerlich noch fesche,
Nimmt drum, mit Rücksicht auf die Wäsche,
Endgültig Abschied von der Jugend
Und macht aus Not sich eine Tugend.

Eugen Roth
 
Tröstlicher Sang für Mußestunden –
Das, Vater, ist mein Thema nicht.
Ich weiß, ich werde nie entbunden
Von mehr als irdischen Hochmuts Sünde
Durch Erdenmacht – für Sehnsucht finde
Ich nicht die Zeit, für Träumen nicht.
Man nennt sie Hoffen – jene Glut!
Nichts ist sie als Begehrens Wut!
Könnte ich hoffen – Gott! ja, dann
Hieß ich nicht Narr dich, alter Mann.

Begreifst du eines Geistes Scham,
Der tief gebeugt nach höchstem Flug?
O schmachtend Herz! von dir bekam
Dein Welken ich mit all dem Trug
Von Ruhmbegier, den heißen Glanz,
Um meinen Thron den Strahlenkranz,
Der Hölle Heiligenschein! und Not,
Die in der Höll nicht heißer loht.
O drängend Herz, das nach der Wonne
Verlorner Blumen, nach der Sonne
Der alten Sommerstunden schreit –
Die ewige Glocke jener Zeit,
Die starb, sie singt nun ohne Enden
Eintönig, wie von Zauberhänden
Geläutet, deiner Nichtigkeit
Ein unsterbliches Grabgeläut.

Ich war nicht immer so wie jetzt:
Dies Diadem, das fiebrig hetzt,
Krönt eines Usurpators Gier.
Gab gleiche feurige Erbschaft nicht
Dem Cäsar Rom – wie dieses mir?
Das Erbe königlicher Kraft
Und stolzer Mut und Zuversicht,
Die alles Menschliche errafft!
Auf Bergeserde ward ich Leben.
Nachtnebel gossen ihren Tau
Aufs Haupt mir aus dem dunklen Grau;
Ich glaube, daß der Lüfte Weben,
Zu ungestümem Sturm erregt,
Durch dies mein eignes Haar gefegt.

So spät vom Himmel – Tau – er fiel
(In Träumen unheiliger Nacht)
Auf mich herab wie Höllenspiel;
Und Flammen, glühendrot entfacht
Aus Wolken, die gleich Bannern hingen,
Erschienen halbgeschloßnem Blick
Als Prunk von Herrschermacht und Glück;
Und des Trompetendonners Klingen
Umbrauste mich wie Wirbelwind
Und sprach von Menschenschlacht, darinnen
Die eigene Stimme – dummes Kind! –
(Was würde ich vor Lust beginnen
Bei solchem Schrei – erlebt ich dies!)
Schlachtruf des Sieges schallen ließ.

Der Regen kam herab auf mein
Schutzloses Haupt, und schwerer Wind
Machte mich toll und taub und blind:
Es mochten wohl nur Menschen sein,
Die Lorbeer auf mich niederwarfen,
So dachte ich; der Sturm der scharfen
Eisigen Luft hat in mein Ohr
Hineingegurgelt das Zertrümmern
Von Kaiserreichen – mit dem Wimmern
Gefangner Feinde – Stimmenchor
Des Trosses und den Schmeichelton
Ringsher um eines Herrschers Thron.

Meine Gier, seit jenen Unglücksstunden,
Ward Tyrannei, die ich erstrebte;
Man hielt sie, seit ich Macht gefunden,
Für meines Innern Grundgebot.
Nun sei's! Doch, Vater, eine lebte,
Die damals – da ich jung, und sie
In stärkerm Feuer noch geloht
(Denn Leidenschaften sterben früh) –,
Die damals selbst gewußt, daß, ach,
Dies eisern Herz in Liebe schwach.

Mir fehlen Worte, ach, zu sagen,
Wie gutes Lieben Freude flicht!
Noch würde ich zu zeichnen wagen
Ein mehr als schönes Angesicht,
Des Züge meinem Geiste sind –
Schatten im unbeständigen Wind:
Gleich wie mein Aug, mein zögernd mattes,
Die Lettern irgendeines Blattes
Und alle Wissenschaft darin
Zu Phantasien ohne Sinn
Oft schmelzen sah – zu Nichts dahin.

Oh, sie war all der Liebe wert!
Und so der Kindheit Liebe war,
Daß Engel neidvoll sie begehrt;
Ihr junges Herz war der Altar,
Auf dem als Weihrauch lag mein Hoffen
Und Denken – damals gute Gaben,
Denn kindlich waren sie und offen;
Ihr Beispiel strahlte rein dem Knaben.
Oh, warum mußte ich's verlassen,
Um im Vertrauen auf das Feuer,
Das innen brannte ungeheuer,
Verwegen nach dem Licht zu fassen?

Wir wuchsen liebend auf – zusammen –
Durch Wildnis streifend wie das Wild;
In Frostzeit meine Brust ihr Schild,
Ihr Schild im frohen Sommerflammen.
Sie sah wohl lächelnd himmelwärts,
Mein Himmel war ihr Aug allein.
Der Liebe Lehrer ist – das Herz:
Wenn mitten in dem Sonnenschein
Und jenem Lächeln – nicht etwa
Um kleine Sorgen wettzumachen
Noch über Schelmerei zu lachen –,
Wenn mittendrin es wohl geschah,
Daß ich mich warf an ihre Brust,
Und daß, des Grundes kaum bewußt,
Mein Geist in Tränengüssen bangte,
Da tat's nicht not, mich zu bekennen,
Ihr tröstend meinen Schmerz zu nennen –
Sie, die nach keinem Grund verlangte,
Ließ, ohne Ängste kundzutun,
Ihr ruhiges Auge auf mir ruhn.

Dennoch war mehr denn Liebe wert
Mein Geist, er rang in wildem Weh,
Da ihn – allein auf Bergeshöh –
Der Ehrgeiz neuen Ton gelehrt;
Ich lebte einzig nur in dir:
Die Welt und alles, was sie hier
In Erde, Luft und Meer umfaßt –
All ihre Lust – all ihre Last
Gab neue Freude; ideale
Traumnächtig dunkle Nichtigkeiten –
Dunklere Nichtse, doch reale,
(Schatten – und schattenhafteres Gleiten
Von Licht) auf Nebelschwingen kamen
Und wurden also, wirr vereint,
Dein Bildnis und – ein Name – Name!
Zwei Dinge, fremd – doch eng vereint!

Ehrsüchtig, Vater, war dein Sohn.
Kanntest du Leidenschaft? – Nein, nein!
Ein Ärmster sann ich einen Thron
Der halben Welt als mein – als mein,
Noch grollend über niedres Los.
Und doch, es waren Träume bloß,
Die mit dem Dampf des Taus verflogen
Gleich jedem andern Traum, vom Strahl
Der Schönheit lieblich angezogen,
Der meinem Geist das Dunkel stahl.

Wir schritten beide auf der Krone
Weit hohen Bergs, der niederschaute
Auf stolz getürmte Felsenthrone,
Auf Wald, der Höhen überbaute,
Auf Hügel, die sich talwärts senkten
Und tausend Quellen Leben schenkten.

Ich sprach zu ihr von Ruhm und Macht,
Geheimnisvoll, als sollte dies
Gerede zu nichts anderm taugen
Als nur zum Spiel; in ihren Augen
Las ich, vielleicht zu unbedacht,
Ein Fühlen, das Verstehen hieß.
Ihr klar Erröten schien zu schön
Zu kleiden königliche Höhn,
Als daß es immerfort allein
Licht in der Wildnis sollte sein.

Dann hüllte ich mich selbst in Glanz,
Mit eingebildeter Krone auf –
Nicht war's, daß Phantasie allein
Mich hold geschmückt mit ihrem Kranz,
Nein, daß im großen Menschenhauf
Der Löwe Ehrsucht lahm und klein
Sich duckt vor eines Wächters Hand,
Nicht wie in Wüsten, wo der starke,
Der wilde giert, mit ihrem Marke
Zu schüren seines Feuers Brand!

Blick um dich jetzt auf Samarkand!
Ist sie nicht Königin der Erde?
Sind alle Städte mehr denn Herde
Vor ihrer hohen Herrscherhand?
Steht sie erhaben nicht, allein,
Im Glanz, den je die Welt gekannt?
Fiel sie – könnt nicht ihr ärmster Stein
Der Sockel eines Thrones sein? –
Und wer ihr Herrscher? Timur – er,
Den das erstaunte Volk allda
– Gekrönten Räuber! – stolz und hehr
Hin über Reiche schreiten sah!

O Menschenliebe! Ausgegossen
Als Geist von allem, was erschlossen
Uns zeigen mag die Himmelswelt!
Die du, wie Regen frisch bestellt
Schirokko-dürres Sommerfeld,
Die Seele segnend tränkst und näßt
Und doch das Herz in Wildnis läßt!
Begriff, der alles rings, was lebt,
Mit seltsamer Musik umschwebt
Und wunderlicher Prachtgebärde –
Leb wohl! denn ich gewann die Erde.

Als Adler Hoffnung, hoch im Flug
Gen Himmel, nichts mehr höher sah,
Besänftigt wandte er sich da,
Daß seine Schwinge heimwärts schlug.
War Sonnenuntergang: wenn weit
Die Sonne sinkt, kommt Düsterkeit
Ins Herz ihm, der noch gern erblickte
Den Glanz, den Sommersonne schickte.
Er wird den Duft des Abends hassen,
Wird lauschend vor dem Klang erblassen
Der Nacht (den Lauschern offenbar)
Als einer, der in Traumesbann
Entfliegen möchte, doch nicht kann,
Vor einer nahenden Gefahr.
Wenn Mond, der weiße Mond, auch ganz
Ausschüttet seines Mittags Glanz,
Sein frostig Lächeln, sein Geleit
Scheint jener Zeit der Düsterkeit
Ein Bild aus Tagen nach dem Tod.

Jugend ist eine Sommersonne,
Die nichts uns läßt von Wert und Wonne,
Wenn sie verschwand, nur Nichts und Not.
Denn alles Wissen, dem wir lebten,
Ward uns; was wir zu halten strebten,
Entfloh; so laß das Erdenwallen
Mit seiner Mittagsschönheit fallen,
Die alles ist. – Ich eilte her
Zu meinem Heim – mein Heim nicht mehr –,
Denn was es je dazu gemacht,
War fort; trat ich auch sanft und sacht
Durch seine moosige Tür, es drang
Vom Schwellenstein der Stimme Klang
Von einer, die ich einst gekannt.
Ich leugne, Hölle, daß dein Brand
Mehr Demut brennt als nun mein Herz,
Mehr Wehmut kennt als nun mein Schmerz!

Vater, ich glaube fest – ich weiß –
Denn Tod, der kommt aus Segensferne,
Die ohne trügerisches Hoffen,
Er ließ sein eisern Tor weit offen,
Und strahlend glühn der Wahrheit Sterne
Durch Ewigkeit und flammen heiß –
Ich glaube, einen Fallstrick hat
Satan auf jedem Menschenpfad;
Denn wie sonst konnte dieses sein:
Als ich gelebt im heiligen Hain
Der Göttin Liebe, die so rein
Alltäglich salbt die schneeige Schwinge
Im Weihrauch frommer Opferbrände
Und andrer unbefleckter Dinge,
Im Haine, dessen Dach und Wände,
Wo Lücken läßt das Laubgewind,
Mit Strahlen eng vergittert sind,
Durch die kein Stäubchen, keine Mücke,
Ausweichend ihrem Adlerblicke,
Eindringen kann – wie sonst denn war
Dies möglich, daß nicht wahrnehmbar
Die Ehrsucht dort ins Glück gedrungen,
Bis dreister sie emporgesprungen
Hohnlachend in der Liebe Haar?



--- Edgar Allan Poe
 
Eclipse

Vater - Mutter - Kind
Ein Familienglück
Ich wünsche mir die alten Zeiten zurück
Als ich noch deine kleine Prinzessin war
Doch irgendwann betrankst du dich - lieber in einer Bar
Du fingst an Mutter zu schlagen
Ich stellte mir tausend Fragen
Habe meine Kindheit schon früh begraben
Immer nur Tränen und Streit
Es war für mich die schlimmste Zeit
Nach Jahren war endlich die Scheidung durchgebracht
Ich und meine Mutter - hatten seit Langem wieder gelacht
Jetzt muss ich dich besuchen
Doch könnte ich dich jedes Mal verfluchen
Du kümmerst dich nach wie vor nicht um mich
Aber ich finde es nicht mehr bedauerlich
Mutter hat einen neuen Freund
Ich habe zwar meine Kindheit versäumt
Und oftmals schlecht wegen dir geträumt
Ich habe mich oft in den Traum geweint
Doch nun bin ich mit meiner Familie - vereint
 
Deus Lo Vult

Eine Nacht mit Freunden und viel Alkohol
Du lerntest einen Mann kennen
Du fühltest dich bei ihm - sichtlich wohl
Ihr habt gelacht - getrunken - getanzt
Doch nun hast du vor der Zukunft Angst
Eine Nacht mit ihm in seinem Bett
Er war so schön - so freundlich - so nett
Es war nur ein Spaß für eine Nacht
So habt ihr es euch ausgemacht
Doch nun wächst sein Kind in dir
Er wollte nur Sex und ein paar Gläser Bier
Du bist alleine und überfordert
Doch nun ist es passiert
Du bist noch so jung und unerfahren
Fühlst sich im Stich gelassen und verloren
Du denkst keiner wird zu dir stehen
Alle werden dich als Hure ansehen
Deine letzten Schritte - führen dich ins kalte Wasser
Du willst nichts mehr sehen - nicht mehr im Leben stehen
In einer klaren Nacht fährst du an einem See
Nie wieder Sommer - nie wieder Schnee
Du steigst ins Wasser mit deinem Kind
Es tanzt ganz leise in dieser Nacht - der Wind
Du gehst und gehst
Wirst eins mit dem See
Bist nun erleichtert
Nichts tut dir mehr weh
 
Vampyria

In der Nacht zu wandeln ist mein Fluch
Stoppen kann mich nur der Glaube - an das heilige Buch
Ich bin wie ein Alptraum
In der Nacht ziehe ich umher
Nichts hält mich in Zaum
Ein Opfer zu finden - ist nicht schwer
In den dunkelsten Gassen beginne ich meine Tat
Bringe dich Blutlos - in dein Grab
Frauen - Kinder - alte Männer
Auch versoffene heimatlose Penner
Durften meine Gier schon spüren
Und meine toten kalten Hände berühren
Unzählige vielen mir zum Opfer
Ich wandle zwischen Leben und Tod
Ich sah die Pest - Krieg und Hungersnot
Die Menschen zerstören ihre eigene Welt
Wegen Macht und Geld
Ich habe kein Gewissen
Die Erde wird euch nicht vermissen
Ihr seit sündige Gotteskinder
Ich ziehe weiter meinen Weg
Und begehe das Sakrileg
 
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