Hochsensibilität / Ressourcen & Herausforderungen

Mitglied #583594

Aktives Mitglied
Männlich Österreich, Vorarlberg (6800) Dieser Benutzer hat 17 Checks
Registriert
14.4.2021
Beiträge
829
Reaktionen
2.326
Punkte
181
Checks
17
Hallo zusammen!

Vor einigen Jahren ist mir aufgefallen, dass ich im Vergleich zu anderen Menschen in bestimmten Situationen früher gereizt reagiere und meine Stimmung manchmal sehr schnell umschlagen kann. Zu Beginn habe ich mich dafür selbst verurteilt und gedacht, dass ich in meiner Persönlichkeit nicht weit genug entwickelt bin, um Herausforderungen mit mehr Souveränität zu begegnen. Doch als ich begann in einem Buch zum Thema Hochsensibilität zu lesen, ergab für mich alles plötzlich einen Sinn und ich schaffte es, immer mehr über mich selbst herauszufinden und mir selbst mit mehr Akzeptanz zu begegnen.

Worum geht es in der Hochsensibilität? Ganz kurz zusammengefasst um eine Übersteuerung des Nervensystems, die sich in unterschiedlicher Weise ausdrücken kann, sich jedoch vor allem in einer besonders intensiven Reizwahrnehmung und früherer Erschöpfung äußert. Ein Persönlichkeitsmerkmal, das bei schätzungsweise 15-20 % der Menschen anzutreffen ist. Nicht zu 100 % genetisch bedingt, denn soziale Faktoren in der Biographie spielen eine große Rolle. Bei mir war damals der soziale Rückzug ein großes Thema, für den mehrere Gründe entscheidend waren - die Hochsensibilität war einer davon. Ich führte damals ein sehr introvertiertes Leben, was im Kontrast dazu stand, wie ich das Leben als Kind wahrnehmen durfte: Gerne in Gesellschaft anderer Kinder und sehr aktiv, ohne jegliche Zurückhaltung.

Was folgte war die Erkenntnis, dass ich als Kind zu einer Minderheit in der Minderheit zählte: Ein hochsensibles extrovertiertes Kind, dessen Verletzlichkeit den Menschen um sich herum nicht besonders auffiel. Ich selbst empfand mein Wesen immer als sehr empfindsam, denn ich nahm emotionale Befindlichkeiten anderer immer schon sehr intensiv auf - was die Abgrenzung zwischen "Was gehört zu mir" und "Was gehört zum Anderen" erschwerte. Besonders als Jugendlicher fehlte mir das Wissen darüber, wie ich besser damit umgehen kann und ich fokussierte mich zu stark auf meine "Defizite", die in Wirklichkeit Ausprägungen dieses Persönlichkeitsspektrums waren und sind. Glücklicherweise kann ich heute meine Ressourcen wertschätzen und ich habe einen Weg gefunden, sie auch beruflich zu nützen.

Wer von euch hat ebenfalls Erfahrungen mit Hochsensibilität gemacht oder bei anderen Menschen Hochsensibilität wahrgenommen?

Als Überblick möchte ich folgenden Artikel hier reinstellen, bei dem die Interessierten eine gute Zusammenfassung der Eigenschaften/Ausprägungen erhalten:

 
Zuletzt bearbeitet:
sehr interessanter artikel, verrätst du mir bitte den buchtitel?
 
Dieses ganze Thema "hochsensibel", dem ich mich irgendwie zuordnen würde, kommt mir manchmal wie eine Marktlücke vor. Es werden Bücher und Artikel geschrieben und Youtube-Videos produziert (damit sich manche Menschen daran bereichern können?), aber hinterher sind alle so schlau wie vorher. 🤷‍♀️

Ich denke, dass jeder Mensch auf seine Weise sensibel und verletzlich ist, unterschiedlich sind die Bewältigungsstrategien.
 
Dieses ganze Thema "hochsensibel", dem ich mich irgendwie zuordnen würde, kommt mir manchmal wie eine Marktlücke vor. Es werden Bücher und Artikel geschrieben und Youtube-Videos produziert (damit sich manche Menschen daran bereichern können?), aber hinterher sind alle so schlau wie vorher.

Ich denke, dass jeder Mensch auf seine Weise sensibel und verletzlich ist, unterschiedlich sind die Bewältigungssstrategien.

Ich habe nicht den Eindruck, dass sich jemand an mir bereichert hat. Im Gegenteil, ich bin dankbar dafür, endlich mehr Klarheit zu haben. Ein Buch darüber zu lesen, das hat für mich gereicht.

Heute weiß ich, worauf ich im Alltag mehr achten muss, damit unnötige zwischenmenschliche Konflikte ausbleiben.

Eine Zeit lang war ich bei jeder Kleinigkeit auf 180 - verbale Aggressionsausbrüche aus dem Nichts für Außenstehende - und immer mehr Menschen haben sich von mir abgewendet.

Das ist ein Problem, wenn man 14/15 Jahre alt ist. Und die Konsequenzen waren in meinem Fall für das weitere Leben sehr weitreichend.
 
Dieses ganze Thema "hochsensibel", dem ich mich irgendwie zuordnen würde, kommt mir manchmal wie eine Marktlücke vor. Es werden Bücher und Artikel geschrieben und Youtube-Videos produziert (damit sich manche Menschen daran bereichern können?), aber hinterher sind alle so schlau wie vorher.

Ich denke, dass jeder Mensch auf seine Weise sensibel und verletzlich ist, unterschiedlich sind die Bewältigungssstrategien.
Das ist absolut richtig. Und dennoch gibt es Menschen die eben dann doch sensibler sind als die Mehrheit.
Ich gehöre selbst dazu und hab auch noch 2 Kindern die ebenso hochsensibel sind.
Diese Sensibilität kann so extrem unterschiedlich ausfallen, die Möglichkeiten sind nahezu grenzenlos.
Ich für meinen Teil merke nach sozialen Interaktionen recht schnell, dass meine Batterien einfach leer sind.
Ein Besuch im Restaurant,Kino, oder Einkaufszentrum ist für mich purer Stress. Geräusche und Gerüche und dann noch die ganzen Emotionen anderer Menschen, das alles überfordert mich recht schnell.
Ich fühle auch in einer anderen Größenordnung und so steh ich oft da wie eine 3j die von ihren Gefühlen komplett übermannt wird 🤷🏼‍♀️

Ich würde das fallweise gern Mal ausschalten können um einfach den Moment genießen zu können. Komplett hergeben würde ich diese Fähigkeiten jedoch nicht wollen. Ich fühle um einiges bunter, diese Sensibilität macht mich empathisch und aufmerksam.

Mit den richtigen Menschen und Methoden, kann man wirklich gut damit leben.

Vorallem versuche ich nicht mehr "normal" zu sein ☺️
 
Und es gibt auf der anderen Seite Menschen, die sich über so ein Thema überhaupt keine Gedanken machen.

Weil es sie in keiner Weise berührt, es keinen Leidensdruck gibt.

Kann mich so gut an die Zeiten erinnern, in denen ich mir gewünscht habe ebenfalls so zu sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dieses ganze Thema "hochsensibel", dem ich mich irgendwie zuordnen würde, kommt mir manchmal wie eine Marktlücke vor. Es werden Bücher und Artikel geschrieben und Youtube-Videos produziert (damit sich manche Menschen daran bereichern können?), aber hinterher sind alle so schlau wie vorher. 🤷‍♀️

Ich denke, dass jeder Mensch auf seine Weise sensibel und verletzlich ist, unterschiedlich sind die Bewältigungsstrategien.
Ich denke nicht also schreib ich nicht....mehr zu diesem themA
 
Ein sehr interessantes Thema, das mich schon lange beschäftigt und in meinem Werdegang immer wieder an meinen Grenzen stoßen hat lassen.

Mittlerweile weiß ich sehr gut damit umzugehen und kann diese "Gabe" auch nutzen. Vorallem in meiner Berufswelt ist es ein enormer Vorteil empathisch zu sein und sich in seinem Gegenüber hineinzufühlen.

Mir ist auch aufgefallen, dass mein Geruchsempfinden und die Verknüpfung mit Gerüchen sehr ausgeprägt ist.

Das Negative für mich an dieser Hochsensibilität ist, dass mich Menschenansammlungen extrem überfordern.

Übrigens hat wie bei @Mitglied #326428 auch einer meiner Söhne diese Gabe vererbt bekommen.
 
Das Negative für mich an dieser Hochsensibilität ist, dass mich Menschenansammlungen extrem überfordern.

Nachdem der Mensch als soziales Wesen auf ein Gegenüber angewiesen ist: Sicher eine der größten Herausforderungen.

Generell auch die Frage nach Nähe und Distanz zu den Leuten. Ab wann fühle ich mich unwohl, ab wann wird es mir zu nah/aufdringlich/laut?

Ganz schwierig auch: Wenn man vom Umfeld unter Druck gesetzt wird, mit Sprüchen wie "Jetzt hab dich doch nicht so!", usw.

Wenn mein Bedürfnis nach kurzer Pause nicht respektiert wird, kann ich schon mal sehr direkt werden.

Leider meinen manche, dass das temporäre "Nein" als Zurückweisung zu interpretieren ist, das kann das Ganze schon kompliziert machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mir aber auch nicht Recht ist: Wenn sich jemand wegen mir eingeschränkt fühlt.

Mir ist wichtig, dass ich nicht zum Spaßverderber werde, deswegen: Kommunizieren, was ich gerade brauche und selber aktiv werden, den Anderen leben lassen, so, wie er/sie es möchte.

Erinnere mich gerade an einen Urlaub zu dritt, es war der pure Horror. Auch kulturell bedingt pickten wir 3 aneinander, meine Lösung:

Ausbrechen und einen abgelegenen Strand aufsuchen, weit weg von dem Hotel. Es war in dem Moment die einzige Lösung für mich.
 
Nachdem der Mensch als soziales Wesen auf ein Gegenüber angewiesen ist: Sicher eine der größten Herausforderungen.

Generell auch die Frage nach Nähe und Distanz zu den Leuten. Ab wann fühle ich mich unwohl, ab wann wird es mir zu nah/aufdringlich/laut?

Ganz schwierig auch: Wenn man vom Umfeld unter Druck gesetzt wird, mit Sprüchen wie "Jetzt hab dich doch nicht so!", usw.

Wenn mein Bedürfnis nach kurzer Pause nicht akzeptiert wird, kann ich schon mal sehr direkt werden.
Stimmt. Die Überforderung tritt bei mir aber nur bei größeren Ansammlungen auf oder wenn zuviele Gerüche, sehr laute Musik auf mich einprasseln.

Diese Bussi-Bussi Mentalität mag ich nicht und ist mir auch unangenehm. Hingegen, wenn ich spüre, dass jemand gerade eine Umarmung benötigt weil er emotional am Boden ist, kann ich ohne Probleme Nähe zulassen. Auch in Beziehungen ist mir Nähe sehr wichtig.

Ich nehme mir Pausen wenn ich sie benötige, sollte dies nicht akzeptiert werden, ist mein Gegenüber nicht der richtige Umgang für mich.
 
Ich habe gerade den erstbesten Artikel auf Google bezüglich Hochsensibilität gelesen.

1.) Dem Tag eine Struktur geben
2.) Auf Mono Tasking setzen
3.) Pausen für neue Energie und Kraft nutzen
4.) Grenzen setzen, sich nicht auspowern
5.) Prioritäten setze, um das Arbeitspensum besser zu bewältigen

Das ist genau das, was ich meine. Mir ist das viel zu allgemein. Auch jemand, der nicht hochsensibel ist, kann sicherlich von diesen Tipps profitieren.

Heute weiß ich, worauf ich im Alltag mehr achten muss, damit unnötige zwischenmenschliche Konflikte ausbleiben.

Auch Menschen, die nicht hochsensibel sind, können sich von unnötigen, zwischenmenschlichen Konflikten belastet fühlen. 🤷‍♀️
 
Hingegen, wenn ich spüre, dass jemand gerade eine Umarmung benötigt weil er emotional am Boden ist, kann ich ohne Probleme Nähe zulassen.

Auch im beruflichen Kontext?

Hatte am Montag eine Frau bei mir, total verzweifelt und ich hatte sie bisher noch nicht gekannt.

Sie hätte dringend Nähe gebraucht, aber eine Umarmung war für mich als Mann in diesem Moment nicht passend und so habe ich kurz meine Hand auf ihre Schulter gelegt.

Ich frage mich heute noch, ob das die richtige Reaktion von mir war - auch ein Zeichen von Hochsensibilität ...
 
Auch im beruflichen Kontext?

Hatte am Montag eine Frau bei mir, total verzweifelt und ich hatte sie bisher noch nicht gekannt.

Sie hätte dringend Nähe gebraucht, aber eine Umarmung war für mich als Mann in diesem Moment nicht passend und so habe ich kurz meine Hand auf ihre Schulter gelegt.

Ich frage mich heute noch, ob das die richtige Reaktion von mir war - auch ein Zeichen von Hochsensibilität ...
Vorallem im beruflichen Kontext...

Es war ganz sicher die richtige Reaktion. :giggle:
 
Auch im beruflichen Kontext?

Hatte am Montag eine Frau bei mir, total verzweifelt und ich hatte sie bisher noch nicht gekannt.

Sie hätte dringend Nähe gebraucht, aber eine Umarmung war für mich als Mann in diesem Moment nicht passend und so habe ich kurz meine Hand auf ihre Schulter gelegt.

Ich frage mich heute noch, ob das die richtige Reaktion von mir war - auch ein Zeichen von Hochsensibilität ...

Darf ich fragen was Du beruflich machst?
In Deinem Profil steht etwas von Bestattungsunternehmen.
 
Zurück
Oben