Redewendungen & Sprichwörter

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aus: GMX

Viele bekannte Sprichwörter haben ihren Ursprung in der griechischen Mythologie. Wir stellen die Bedeutung verschiedener Redewendungen im täglichen Sprachgebrauch vor.
Haben Sie auch schon einmal eine Sisyphusarbeit geleistet, jemanden mit Argusaugen bewacht oder den Faden verloren? Die griechische Mythologie hat nicht nur die antike Welt geprägt, sondern auch einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere moderne Sprache und Kultur ausgeübt.

Inmitten des alltäglichen Sprachgebrauchs verstecken sich oft überraschende Verbindungen zu den Heldentaten, Göttern und Kreaturen der griechischen Mythologie. Wir stellen Ihnen die Bedeutung bekannter Redewendungen vor, die auf die Mythen der alten Griechen zurückzuführen sind.

Jemanden mit Argusaugen bewachen: Aufmerksame Beobachtung
Die Redewendung "jemanden mit Argusaugen bewachen" heißt, jemanden äußerst aufmerksam und wachsam zu beobachten. "Argus ist der lateinische Name des griechisch Argos genannten hundertäugigen Riesen der antiken Mythen. Er galt als idealer Wächter, weil er zwar wie alle Wesen Schlaf brauchte, doch dabei lediglich der Hälfte seiner Augen Ruhe gönnte, die andere aber aufmerksam offen hielt", erklärt Rolf-Bernhard Essig in "Phönix aus der Asche".


Argus wurde von Hera beauftragt, die Nymphe Io zu bewachen, doch dem listigen Götterboten Hermes gelang es, Argus durch ein Schlaflied zu betäuben. So fielen ihm schließlich doch alle seine hundert Augen zu, sodass Hermes ihn töten und Io befreien konnte. Hera entdeckte wenig später ihren ermordeten Wächter Argus und verwandelte ihn aus Mitleid in einen Pfau. Die hundert Augen fanden sich so in dessen Schwanzfedern wieder.

Eine Sisyphusarbeit verrichten: Eine nie enden wollende Aufgabe
Das Sprichwort "eine Sisyphusarbeit verrichten" beschreibt eine mühsame und scheinbar endlose Aufgabe, bei der der Aufwand nie zu einem dauerhaften Erfolg führt. "Diese Redensart geht auf den sagenhaften korinthischen König Sisyphos zurück, der zur Strafe für seine Frevel in der Unterwelt einen Felsblock einen Berg hinaufwälzen musste, von dem dieser kurz vor Erreichen des Gipfels immer wieder hinabrollte", heißt es in "Wer hat den Teufel an die Wand gemalt".

Dieser quälende Vorgang sollte sich in alle Ewigkeit wiederholen. Die Strafe wurde dem König auferlegt, weil er die Götter getäuscht und sich wiederholt über ihre Anweisungen hinweggesetzt hatte. Die Metapher der Sisyphusarbeit wird heute verwendet, um Aufgaben zu beschreiben, die trotz aller Anstrengungen nie abgeschlossen zu sein scheinen.

Den Faden verlieren: aus dem Redefluss geraten
Im übertragenen Sinne bedeutet "den Faden verlieren", dass jemand den roten Faden eines Gesprächs, einer Erzählung oder einer Argumentation aus den Augen verliert und somit Schwierigkeiten hat, den Zusammenhang oder die Logik aufrechtzuerhalten. Anders als viele vermuten, stammt diese Redewendung nicht aus der Webersprache, sondern die Ursprünge liegen in den Mythen Griechenlands.

Laut dem Werk "Was tun, sprach Zeus?" bezieht sich diese Redensart auf ein Labyrinth, aus dem der athenische Königssohn Theseus nur aufgrund eines Wollknäuels wieder herausfand. Er band den Faden am Eingang des Labyrinths fest und nutzte ihn somit als Wegweiser.


Die Stadt Athen war aufgrund einer Schuld gezwungen, dem Ungeheuer Minotaurus des kretischen Königs Minos alle neun Jahre Menschenopfer zu schicken. Theseus schaffte es aber, das Ungeheuer zu töten und mithilfe des Wollfadens aus dem Labyrinth herauszufinden.

Jemanden bezirzen: mit den Waffen einer Frau verführen
Die Redewendung "jemanden bezirzen" bezieht sich darauf, mit charmanten oder verführerischen Mitteln auf jemanden einzuwirken, um dessen Sympathie zu gewinnen oder ihn für sich einzunehmen. Sie geht auf die Figur Circe aus der griechischen Mythologie zurück.

Circe war eine mächtige Göttin in der Odyssee von Homer. In der Geschichte verwandelte sie Odysseus' Gefährten in Schweine und übte eine magische Anziehungskraft aus, um Männer zu verführen.

Circe lebte auf einer Insel und verzauberte alle Besucher. So auch den bekannten Odysseus, der während seiner langjährigen Irrfahrten auf der Insel landete. Er konnte ihrem weiblichen Zauber nicht entkommen, blieb somit ein ganzes Jahr auf der Insel und zeugte angeblich sogar drei Söhne mit Circe.

Eine Achillesferse haben: An einer bestimmten Stelle verwundbar sein
Die Redensart "Achillesferse" bezieht sich auf eine vermeintliche Schwachstelle oder Verletzlichkeit einer ansonsten starken Person oder Sache. Der Ausdruck geht auf den mythischen Helden Achilles zurück, der unverwundbar war, abgesehen von seiner Ferse.


Die Mutter von Achilles, Thetis, tauchte ihn als Baby in den Fluss Styx, um ihn unsterblich zu machen. Sie hielt ihn jedoch an der Ferse fest, wodurch diese Stelle nicht vom Wasser berührt wurde.

Später, während des Trojanischen Krieges, wurde Achilles durch einen Pfeil, der genau in seine Ferse traf, tödlich verwundet. "Mal davon abgesehen, ob ein Pfeiltreffer an der Ferse einen gesunden Mann umbringen kann, wird heute noch eine im übertragenen Sinne verwundbare Stelle eines Menschen oder eine Strategie 'Achillesferse' genannt", heißt es in "Was tun, sprach Zeus?".

Eine Gelegenheit beim Schopf packen: Einen günstigen Augenblick nutzen
Die Redewendung "eine Gelegenheit beim Schopf fassen" bedeutet, eine günstige Möglichkeit entschlossen zu ergreifen oder aktiv zu nutzen. Der Ursprung dieses Ausspruchs geht auf die griechische Gottheit Kairos zurück, der für eine günstige Gelegenheit und den richtigen Moment steht.


Im Gegensatz zum linearen Zeitbegriff, wie ihn der Gott Chronos verkörpert, steht Kairos für den qualitativen Aspekt der Zeit – den Augenblick, in dem sich eine günstige Gelegenheit bietet. Diesen Gott stellten sich die alten Griechen optisch als jungen Mann mit einem kahlen Hinterkopf und einem Haarschopf an der Stirn vor.

Wollten die Griechen den günstigen Moment also nutzen, mussten sie Kairos bei seiner Stirntolle, also beim Schopf packen. Verpassten sie diesen kurzen Augenblick, war dieser Gott schon wieder entschwunden, da die Glatze am Hinterkopf keinen Angriffspunkt bot.

Diese verschiedenen Redewendungen unserer heutigen Sprache schaffen eine Verbindung zu den Mythen der alten Griechen. Gleichzeitig erinnern sie uns daran, dass die zeitlosen Lehren der griechischen Mythologie nicht nur in sagenhaften Legenden, sondern auch in unserer täglichen Kommunikation weiterleben.
 
aus: GMX

Pechvogel im Fettnäpfchen: Woher "unglückliche" Redewendungen kommen

Pech hat jeder einmal, doch fast niemand weiß, woher die Redewendung vermutlich stammt. © Getty Images/iStockphoto/nicoletaionescu

Bloß nicht ins Fettnäpfchen treten oder vom Regen in die Traufe kommen: Viele deutsche Redewendungen befassen sich mit dem Unglück oder bevorstehendem Unheil. Doch woher stammen die Sprüche eigentlich?

Der Reifen ist platt oder der Regenschirm gibt bei einem plötzlichen Schauer den Geist auf: Nicht wenige Menschen fürchten solche Situationen gerade dann, wenn der 13. auf einen Freitag fällt. Um nicht "vom Regen in die Traufe" zu kommen, sind viele an diesem Datum besonders vorsichtig. Doch woher kommen altbekannte Redewendungen, die sich rund um das Unglück drehen?
Vom Regen in die Traufe
Wer erst in ein kleines Übel gerät und kurz darauf in einen noch schlimmeren Schlamassel, der kommt "vom Regen in die Traufe". Diese Redewendung soll seit dem 17. Jahrhundert belegt sein. Tatsächlich hat sie ursprünglich etwas mit der Wetterlage zu tun. Als Traufe wird die Tropfkante am unteren Ende eines Daches bezeichnet. Das Wort leitet sich aus dem Althochdeutschen "trouf" für "triefen" ab. Wer unter einem Dach Schutz vor Regen sucht, aber unter die Traufe gerät, wird mitunter klitschnass - und noch schlimmer durchnässt als im Schauer. Das Englische kennt dem Duden zufolge eine ähnliche Redensart: Dort gerät man "out of the frying pan into the fire", also von der Bratpfanne ins Feuer.


Pech haben:
"Pechsträhne", "Pechvogel", "vom Pech verfolgt" oder schlicht "Pech haben" - das Deutsche ist voller Floskeln mit der seit der Steinzeit bekannten schwarzen Flüssigkeit. Diese im Alltag gängigen Wendungen verbinden das Pech mit dem Übel.
Eine mögliche Erklärung dafür kommt aus der Arbeitswelt der Büttner. Um Bier zu lagern, hat man Fässer innen mit dem Stoff beschichtet, der bei der Destillation etwa von Holz, Öl oder Steinkohle entsteht. Wer später Stückchen der schwarzen Flüssigkeit im Bierglas findet, hat im Wortsinn Pech. Bekannter ist aber wohl die uralte Methode der Jagd mithilfe des klebrigen Stoffs. Schon im Mittelalter wurden Äste mit Pech bestrichen, damit Vögel darauf feststecken. Ein so gefangenes Tier wurde wortwörtlich zum "Pechvogel".

Ins Fettnäpfchen treten:
Wer seinen Freund oder eine Arbeitskollegin unbedacht kränkt, tritt sprichwörtlich in den Fettnapf. Der Begriff hatte schon in seiner ursprünglichen Bedeutung mit Ungeschicklichkeit zu tun. Der Chemiker Georg Schwedt erklärt in seinem Buch "Wenn das Gelbe vom Ei blau macht: Sprüche mit versteckter Chemie": In Bauernhäusern habe früher in der Nähe der Tür eine Schale mit Fett gestanden. Damit konnte das Leder nasser Stiefel beschmiert werden, damit es nicht brüchig wird. Zum Ärgernis wurde es für den Hausbesitzer aber, wenn jemand nicht aufpasste, das Näpfchen umstieß und sich Fettflecken auf der Diele ausbreiteten.
Mittlerweile gebe es eine Reihe an Abwandlungen, sagt Mundart- und Namenforscher Markus Denkler vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Ein Beispiel: "Kein Fettnäpfchen auslassen". Das Fettnäpfchen könne mittlerweile aber auch für sich alleine stehen, erklärt er. "Allein dieses Wort kann den Pechvorfall signalisieren."


Damoklesschwert:
Schwebt es im übertragenen Sinne über jemandem, wird das Ende einer Glückssträhne und eine stets lauernde Gefahr befürchtet. Der Ausdruck geht auf eine aus der Antike überlieferte Geschichte des römischen Schriftstellers Cicero zurück. Darin preist der Höfling Damokles den Tyrannen Dionysios von Syrakus als glücklichsten König. Der Herrscher tauscht den Platz mit ihm, lässt aber ein Schwert über dem Thron aufhängen, das nur an einem Pferdehaar hängt. So will Dionysios dem Höfling die ständige Bedrohung des Glücks vor Augen führen.
In die Bredouille kommen:
Gerät jemand in Bedrängnis, fällt hin und wieder jenes französische Wort, das ursprünglich "Dreck" oder "Matsch" bedeutet. Kulturhistoriker Andres Furger erklärt in seinem Buch "Der rote Faden. Von der Redensart zum Geschichtsbild", der Ausdruck lasse sich auf die Revolutionszeit zurückführen. Zwischen 1789 und dem Wiener Kongress (1815) hätten französische Truppen umfangreich Land besetzt. Dabei seien Kampfverbände immer wieder in missliche Lagen gekommen, also "in Bredouille" geraten. Andere wiederum sehen den Ursprung der Redewendung in einem Brettspiel. Bei der französischen Backgammon-Variante Tricktrack ist die "Bredouille" ein Spielvorteil, bei welcher der Gegner in der Patsche sitzt. (dpa/tar)
 
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