Wenn ich schweige dann hat das nicht den Grund, dass ich Macht ausstrahlen möchte, sondern liegt schlicht und einfach daran, dass ich genervt und/oder desinteressiert an der Thematik bin weil sie sich sowieso immer nur ums selbe dreht ohne zu einem wirklichen Punkt zu kommen.
Ich glaub das ist ein wichtiger Punkt: schweigen weil einem der andere nicht wirklich zuhört und nur hört, was er hören will. Und wenn einem das, was man hören will, nicht geliefert wird und der andere nichts mehr sagt, sich über den anderen ärgern, weil er doch "machtvoll" schweigt.
Zum miteinander reden braucht es auch den Wunsch, den anderen verstehen zu wollen, wirklich zuhören zu wollen.
Ich finde die Regeln des Dialogs nach Bohm (so "einfach" sie auch sind) sehr wertvoll. (Nur weil etwas "einfach" ist, heißt das noch lange nicht das es nicht Tiefgang hat und eine Herausforderung ist, es "einfach zu machen" )
Da gibt es dann nach viel viel reden auch den Zustand des "verstehenden Schweigens" - wenn keiner mehr was sagt und man versteht sich doch.....
Sowohl im Reden wie auch im Schweigen hängt es zentral davon ab ob man sich dem anderen zuwendet. Das Interagieren hängt nun mal zentral vom Interesse am anderen ab - und wenn das verloren gegangen ist, warum auch immer, kann man machen was man will, es wird unterschwellig mittransprotiert. Und in diesem Sinne - ja, wenn der Andere das Interesse verloren hat ist derjenige, der noch interessiert wäre in der eindeutig "schwächeren" Position.
Aber....Interesse haben und Aufmerksamkeit schenken können ist halt auch immer eine Frage der Ressourcen die man hat.... wenn man einfach Abends erschöpft und müde ist kann man seinem Partner, der vielleicht noch mehr Kraft hat, einfach nicht mehr die Aufmerksamkeit schenken die er möchte...(und auch da sind wir wieder bei der Frage, die sich diesmal dem Partner mit mehr Kraft, Energieressourcen stellt : bei wem liegt mein Interesse? Bei der Befriedigung der eigenen Bedrüfnisse oder wende ich mich dem anderen zu? )